Vorname Guido
Nachname Fraenkel
Geburtsname
Geburtsdatum 23.06.1877
Geburtsort Glogau, (Glogów) Niederschlesien, heutiges Polen)
Wohnort(e)
  • Stralsund, Wasserstraße 79
Beruf Rohproduktenhändler, Hausbesitzer
Geschäftsadresse Prohner Straße 32, Stralsund
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehemann von Elsbeth Caminer (1886-1942), Vater von Lieselotte Asch (1909-1945)
Deportation keine
Todesdatum 11.03.1940
Sterbeort Berlin-Wilmersdorf

Guido Fraenkel

Guido Fraenkel wurde am 23. Juni 1877 in Glogów (Glogau), in Polen geboren. Seine Eltern waren beide Juden. Sein Vater, Lazarus Fraenkel, arbeitete als Kultusbeamter bei der jüdischen Gemeinde und seine Mutter Cäcilie, eine geborene Groeger, war Hausfrau. Sie lebten in der Großen Oderstraße 28. Über Geschwister ist derzeit nichts bekannt.

Guido Fraenkel war verheiratet mit Elsbeth, geb. Caminer, geboren am 29. Setember 1886 in Mieszkowice (Bärwalde in der Neumark), Wojewodschaft Westpommern und hatte eine Tochter – Lieselotte, geboren am 08. Juni 1909 in Stralsund, die später den 1907 geborenen Werner Asch heiratete und mit ihm in der Helmstedter Straße 6 in Berlin lebte.

Die Familie Fraenkel kam im Jahre 1892 nach Stralsund und lebte hier nachweislich bis 1939.

Guido war ein aktives Mitglied der Stralsunder Synagogengemeinde. Bereits 1928 war er Vorsitzender des „Israelitischen Kranken-, Beerdigungs- und Unterstützungsvereins“ und der Ortsgruppe Stralsund des „Zentralverbandes Deutscher Staatsbürger Jüdischen Glaubens“.

Ebenso aktiv war er bei seinen geschäftlichen Unternehmungen. Von 1908 bis mindestens 1920 war Guido Besitzer des Hauses Wasserstraße 79, eines dreieinhalbgeschossigen Wohnungsneubaus mit Ladenlokal, in dem er einen Laden für Rohprodukte und Eisenwaren betrieb. Er unterhielt ebenfalls Lagerräume an der Adresse Am Semlower Kanal 5. 1913 führt ihn der Stralsunder Wohnungsanzeiger als Kaufmann für Trägergroßhandel, Eisen und Gasrohre am Semlower Kanal 5 und mit der Wohnadresse Wasserstraße 79. Ab 1914 betrieb Guido am Standort Prohner Straße 8a, später Nr. 32, eine Kadaververnichtungsanstalt, die “Stralsunder Tierkörper- Verwertungs- und Extraktionswerke GmbH”, und 1919/20 auch eine Hundekuchenfabrik. Die „Stralsunder Tierkörperverwertungs- und Extraktionswerke GmbH“ war bis 1927 die Existenzgrundlage der Familie. 1923 musste Guido seinen Hausbesitz in der Wasserstraße verkaufen, blieb aber als Mieter dort wahrscheinlich bis 1939 wohnen. Auch die Rohproduktenhandlung am Semlower Kanal 5 befand sich bereits in anderen Händen. 1924 gründete Guido mit anderen Partnern den „Verröh-Verein“1 mit Sitz in der Frankenstraße 13, der nicht sehr lange bestand.

Nach dem Inkrafttreten der „Zweiten Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen vom 17. August 1938“ beantragte Guido die Änderung seines Vornamen auf „Gideon“2, um dem Eintragen des Zwangsnamens „Israel“ zu entgehen. Dieser Verwaltungsakt kostete ihn 5 Reichsmark und wurde zum 7. Oktober 1938 wirksam.

Als sich 1938/39 die Lage für die Stralsunder Juden unter den Nationalsozialisten immer mehr verschlechterte, suchte die Familie Fraenkel ihr Heil in der Flucht in eine Großstadt. Bereits sein Brief an das Standesamt von Stralsund vom September 1938 gibt als zwischenzeitliche Wohnanschrift die Helmstedter Straße 6 in Berlin-Wilmersdorf, die Anschrift seiner Tochter Lieselotte Asch, an. In der Veränderungsliste der Stadtverwaltung zu den jüdischen Einwohnern Stralsunds taucht er dann als an diesen Ort polizeilich abgemeldet am 3. Juli 1939 auf. Die Deportationsunterlagen von Elsbeth Fraenkel weisen sie als an der gleichen Adresse wohnhaft aus. Guido verstarb am 11. März 1940 in Berlin. Die Sterbeurkunde nennt als Todesursache ein Lungenödem.

Seine Frau Elsbeth wurde am 24. September 1942 von Berlin nach Theresienstadt deportiert und starb dort wahrscheinlich am 3. April 1944. Sie gilt als verschollen. Auch ihre Tochter Lieselotte erlitt das Schicksal der Deportation. Am 14. November 1941 wurde sie mit dem V. Osttransport von Berlin ins Ghetto Minsk gebracht. Auf Grund fehlender Kenntnis ihres Schicksals wurde Lieselotte Asch im Jahr 1983 durch das Standesamt Berlin-Tiergarten für tot erklärt.

Quellen:

    1. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 435, 432, 436, 437, 440,
    2. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 0321, 1147, 1251, 1252
    3. Zentrale Namensdatenbank Yad Vashem, www.yadvashem.org
    4. Gedenkbuch der Opfer des Nationalsozialismus 1933-1945, Bundesarchiv, www.bundesarchiv.de/gedenkbuch
    5. www.ancestry.com
    6. Sterberegister Berlin-Wilmersdorf, Nr. 488/1940

1 Ein „Verröhl-Verein“ ist eine Großhandlung für Rohprodukte.
2 Eine Abschrift seiner diesbezüglichen Antwort an die Behörde befindet sich im Teil „Dokumente“.