Vorname | Isidor |
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Nachname | Lewkowitz |
Geburtsname | |
Geburtsdatum | 22.10.1875 |
Geburtsort | Langenthal (Szklarka Mielenska)/preussische Provinz Posen, heutiges Polen |
Wohnort(e) |
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Beruf | Geschäftsführer, Hausbesitzer |
Geschäftsadresse | "Kaufhaus Tietz", Ossenreyerstraße 19, Stralsund |
Familienstand | verheiratet |
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Verwandschaftsverhältnis | Ehemann der Nichtjüdin Margarete Schumacher (geb. 1891), Vater von Herbert (1927-1944) |
Deportation | 06.03.1943 Auschwitz |
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Todesdatum | 20.04.1943 |
Sterbeort | Auschwitz |
Isidor Lewkowitz
Isidor Lewkowitz wurde am 22. Oktober 1875 in Langenthal (Szklarka Mielenska) in Posen (heutiges Polen) geboren. Über seine Kindheit, Schulzeit und Berufsausbildung ist nichts bekannt. Wahrscheinlich hat er eine kaufmännische Ausbildung absolviert. 1910 wurde er Geschäftsführer im Stralsunder Stammhaus des Warenhauskonzerns Leonhard Tietz, welches im späteren Verlauf mit 45 Filialen und 15 000 Mitarbeitern zu einem Warenhausimperium avancierte.
Am 5. Oktober 1927 heiratete der inzwischen 52jährige Isidor die 16 Jahre jüngere Margarete Schumacher aus Kolberg. Sie wohnten im Jungfernstieg 16. Ihr Sohn Herbert wurde am 29. Oktober 1927 geboren. 1933 zogen sie in die Villa in der Sarnowstraße 26 ein. Diese Villa war ihr Eigentum. 1934 und 1938 erscheint Isidor Lewkowitz in den Listen der Stralsunder Synagogengemeinde.
In der Festschrift von 1935 zu seinem fünfundzwanzigsten Dienstjubiläum ehrt ihn der Vertrauensrat der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit folgenden Worten:
„Sehr geehrter Herr Lewkowitz!
Zur Erinnerung an gemeinsam verlebte Arbeitszeit, in der wir lange oder kurze Zeit einem gemeinsamen Ziele zustrebten, Sie uns in rastvoller Arbeit vorangehend, wir Ihnen freudig folgend, überreichen wir Ihnen unsere Bilder in der Hoffnung, Ihnen eine Freude zu bereiten.
Mögen sie Ihnen an dem Tage, an dem Sie 25 Jahre im Stralsunder Haus weilen, ein Zeichen unserer Verehrung und Dankbarkeit dafür sein, dass Sie uns nicht nur ein guter Vorgesetzter waren, sondern auch in frohen, wie ernsten Stunden als Mensch nahe standen. Wir wünschen Ihnen Gesundheit und Kraft für lange, weitere gute Zusammenarbeit.
Stralsund, den 29. Januar 1935 gez. der Vertrauensrat“
Isidor Lewkowitz besaß nicht nur das Haus in der Sarnowstraße 26, welches er unter den Nationalsozialisten seiner Frau überschrieb, sondern auch das Haus Peter-Blohme Straße 5, ein Gartengrundstück in der Scheelestraße und ein weiteres Haus in der Töpfers Straße in Stettin. Das Haus Peter-Blome-Straße 5 schenkte er 1939 seinem Sohn Herbert.
1938 ist im Katasteramt Stralsund zu lesen: „Sarnowstraße 26, Lewkowitz, Margarete, arische Ehefrau des Juden Isidor Lewkowitz“.
Lange Zeit schützte ihn die Ehe vor der Deportation. Als er 1940 mit 65 Jahren in den Ruhestand ging, verhaftete man ihn kurz darauf und deportierte ihn zur Zwangsarbeit ins Arbeitslager Pölitz.
Im November und Dezember 1941 beschäftigte sich eine „Kommunalpolitische Besprechung“ der Stadtverwaltung mit den noch in der Stadt befindlichen vier männlichen Juden hinsichtlich ihrer Arbeitsfähigkeit und stufte Isidor Lewkowitz aufgrund seiner Leukämie als nicht arbeitsfähig ein. Das städtische Arbeitsamt kommt im Januar 1942 zu dem gleichen Schluß.
Am 6. März 1943 erfolgte seine Deportation nach Auschwitz. Nur eineinhalb Monate später, am 20. April, wurde Isidor Lewkowitz in Auschwitz ermordet.
Margarete Lewkowitz wohnte bis Anfang der 1950er Jahre noch in der Sarnowstraße 26. Dann verließ sie die DDR und zog nach Westdeutschland. „Illegal“, wie es im Aktenvermerk heißt.
Quellen:
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 432, 442, 444
- Wohnungsanzeiger Stralsund 1900-1951
- Stadtarchiv Stralsund, Nachlaß Höwing: Festschrift 50 Jahre Leonhard Tietz 1879-1929, Höw091
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 24, Nr. 4588a, 4600