Vorname | Gerhard |
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Nachname | Hilzheimer |
Geburtsname | |
Geburtsdatum | 10.08.1904 |
Geburtsort | Stralsund |
Wohnort(e) |
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Beruf | Gärtner, Geschäftsführer Samenhandlung |
Geschäftsadresse | "Samenhandlung Hilzheimer", Ossenreyerstraße 46 |
Familienstand | verheiratet |
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Verwandschaftsverhältnis | Ehemann von Charlotte Gese |
Deportation | keine, Überlebender |
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Todesdatum | 1974 |
Sterbeort | Westdeutschland |
Gerhard Hilzheimer
Gerhard Max Fritz Hilzheimer wurde als viertes von fünf Kindern des jüdischen Samenhändlers Ernst Emanuel Hilzheimer (1866-1932) und seiner Ehefrau Ida Anne Alwine, geb. Reppin (1873-1941) am 10. August 1904 in Stralsund geboren, in der Jakobikirche im evangelischen Glauben getauft und besuchte in Stralsund die Schule. Er absolvierte eine dreijährige Lehre in Gärtnereien und Samenhandlungen in Blankenburg, Leipzig und Erfurt. Nach eigenen Aussagen legte er jedoch keine entsprechende Prüfung ab, sondern war anschließend im elterlichen Geschäft tätig.
1938 wurde Gerhard Hilzheimer Mitglied der Deutschen Arbeitsfront und zwischen Mai und November 1940 zu den Landesschützen1 einberufen.
Seit dem Tod des Vaters 1932 führte die Mutter den Betrieb. Zum 01. Januar 1942 stellte Gerhard den Antrag auf Übernahme des Geschäftes, da seine Mutter krank wurde. Sein Antrag wurde von der NSDAP-Ortsleitung und den staatlichen Stellen genehmigt; mit dem eindeutigen Hinweis, dass dies trotz seiner Einstufung als „Mischling 1. Grades“ geschah. Für die Bewilligung war wahrscheinlich ausschlaggebend, dass die Samenhandlung nicht nur Kleingärtner belieferte, sondern auch die regionalen Erwerbsbetriebe. Zum anderen waren Haus und Grundstück Ossenreyerstraße 46 für die Stadtverwaltung keine „Wunschobjekte“, auf die man nicht hätte verzichten können.
Gerhard hatte Schwierigkeiten bei der Geschäftsführung. Dies belegen einige Anträge in den Akten des Stadtarchivs, mit denen Gerhard begrenzte Öffnungszeiten wegen wachsenden Arbeitsaufwandes und nicht ausreichender Arbeitskräfte bei der Verkaufsvorbereitung beantragte, die aber alle abgelehnt wurden. In dem Antwortschreiben der Deutschen Arbeitsfront, Abteilung Handel, vom 30. November 1943 heißt es: „ Der Antragsteller ist jüdisch versippt, infolgedessen wird er auch keine Ehrenämter haben, dadurch ist er in der Lage, sich voll und ganz für den eigenen Betrieb einzusetzen“2.
Trotz aller Hindernisse schaffte es Gerhard, zusammen mit seiner Schwester Hannah, das Geschäft über die Zeit des Krieges zu retten.
Nach dem Krieg trat Gerhard in die Liberaldemokratische Partei Deutschlands ein, heiratete Charlotte Gese und wurde Vater einer kleinen Tochter. Das Kind starb bereits nach sehr kurzer Zeit 1948 in der Kinderklinik Rostock.
Wahrscheinlich auf Grund einer Denunziation wurde Gerhard von der russischen Militäradministration verhaftet und zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Von dieser verbrachte er fünf Jahre in Einzelhaft in Bautzen, bevor er im Zuge einer Amnestie frei kam und, tief zerrüttet, mit seiner Frau Charlotte die DDR verließ. Gerhard verstarb 1974 in Westdeutschland.
Quellen:
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- Geburtenregister der Stadt Stralsund
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 50, Nr. 350b, Mitgliedsausweis G. Hilzheimer LDPD
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 1094, Gewerbepolizei Stralsund zu Samenhandlung Hilzheimer
- Wohnungsanzeiger der Stadt Stralsund der Jahre 1926-1951
- Stadtarchiv Stralsund, Po4*696.122, Artikel aus Pommerscher Kirchenzeitung Nr. 45 vom 09.11.1998 (Autor: Heide Eggert)
1 Landesschützen waren mehrere Infanterieeinheiten der Wehrmacht, die innerhalb ihres Wehrkreises Bewachungsdienst- und Sicherungsaufgaben versahen. (Quelle: Wikipedia, 19.01.2021)
2 Siehe dazu: Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 1094 -