Vorname Julius
Nachname Riess
Geburtsname
Geburtsdatum 05.04.1878
Geburtsort Tribsees
Wohnort(e)
  • Franzburg, Adolf Hitler Straße 31
  • Stralsund, Tribseer Damm 53
Beruf Kaufmann
Geschäftsadresse
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Witwer von Claire Weinberg (1882-1918), Vater von Werner (geb. 1910) und Bernhard (1915-1980), Ehemann von Anna Grünberg (1890-1941), Vater von Helma Szwarz (geb. 1922)
Deportation 12.02.1940 Piaski
Todesdatum 1941
Sterbeort Piaski

Julius Riess und Familie

Julius Riess wurde am 5. April 1878 als Sohn des jüdischen Kaufmanns Silvester Riess (1844-1929) und dessen Ehefrau Emma Lychenheim (1847-1903) in Tribsees geboren.

Um 1910 übernahm sein jüngerer Bruder Georg (1883-1942) in Altenkirchen/Rügen das bisherige „Geschäft Lychenheim“. Später zogen auch die Eltern nach Wittow. Sein älterer Bruder Richard (1872-1942) hatte in Berlin geheiratet und war dort auch ansässig. Beide Brüder sind mit ihren Ehefrauen von den Nationalsozialisten deportiert und umgebracht worden. Das Schicksal der drei Schwestern – Veilchen (1874-1906), Ursula (geb.1876) und Elsa (geb. 1889) – ist noch nicht geklärt.

Julius Riess heiratete -wahrscheinlich 1909- und ließ sich mit seiner ersten Frau, Claire Weinberg (1882-1918), in Franzburg nieder. Dort kam am 10. Januar des Jahres 1910 ihr Sohn Werner zur Welt. Fünf Jahre später, am 17. März 1915 wurde in der Kinderklinik von Dr. Karl in Stralsund, Tribseerstraße 30, der Sohn Bernhard Alex geboren. Die Töchter Emma und Hilde erblickten 1911 und 1913 in Franzburg das Licht der Welt. Nur drei Jahre nach Bernhards Geburt verstarb Claire Weinberg und fand auf dem Jüdischen Friedhof in Stralsund ihr ewiges Haus.

Um 1920 heiratete Julius Riess zum zweiten Mal; Anna Grünberg aus Kulm/Chelmno in Polen (1890-1941). 1922 wurde ihre gemeinsame Tochter Helma in Franzburg geboren. Die Familie Riess war Mitglied der Stralsunder Synagogengemeinde. Sie erscheinen sowohl 1934 als auch 1938 auf den entsprechenden Listen. Der Wohnungsanzeiger von 1939 nennt erstmals Julius Riess mit Wohnsitz in Stralsund. Sie lebten im Haus von Johanna Gerson im Tribseer Damm 53, dem Gebäude, das von den Nazis zum „Judenhaus“ erklärt worden war.

Wir können davon ausgehen, dass sie diesen Umzug nicht freiwillig machten, sondern durch Repressalien in der kleineren Stadt Franzburg dazu getrieben wurden. Ein Gewerbe meldete Julius in Stralsund nicht an.

Helma gelang Ende 1938 mit einem Kindertransport die Flucht nach England. Im Februar 1939 emigrierte sie nach Palästina. Dort heiratete sie 1944 Isaac Szwarz (geb. 1914 Lodz, Polen) und wurde 1947 in Israel eingebürgert. Auch Bernhard überlebte den Zweiten Weltkrieg. Er starb am 14. Juli 1980 in Hamburg. Emma heiratete 1933 den jüdischen Kaufmann Erwin Löwenberg und wurde 1942 in Piaski bei Lublin ermordet. Ihre Schwester Hilde überlebte durch ihre Flucht nach Palästina.

Julius und Anna gelang die Flucht nicht. Beide wurden am 12./13. Februar 1940 mit dem ersten Transport pommerscher Juden nach Lublin/Piaski deportiert und kamen dort um. Julius wurde 1958 durch das Amtsgericht Hamburg für tot erklärt. Die Zentrale Datenbank der Namen der Opfer des Holocaust in Yad Vashem nennt beider Namen.

Quellen:

  1. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaust-Opfer, www.yadvashem.yvng.org, abgerufen am 18.02.2022
  2. Gedenkbuch für die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur zwischen 1933-1945, www.gedenkbuch.de, abgerufen am 18.02.2022
  3. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 432, 435
  4. Wohnungsanzeiger von Stralsund 1924-1941
  5. Staatsarchiv Israel, www.archives.gov.il, abgerufen am 18.01.2021
  6. Stadtarchiv Stralsund, Pz 4° 36.27, Wolfgang Wilhelmus: Die Lubliner Judenliste, Hrsg. Geschichtswerkstatt Rostock e.V., Reihe Zeitgeschichte regional