Vorname Wolfgang
Nachname Kotljarski
Geburtsname
Geburtsdatum 26.06.1921
Geburtsort Elmenhorst, Schleswig-Holstein
Wohnort(e)
  • Stralsund, Mühlenstraße 24
  • Stralsund, Friedrich-Naumann-Straße 51
Beruf Betriebswirtschaftler
Geschäftsadresse Stadtverwaltung Stralsund
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehemann von Brigitte Kotljarski, Vater von 1 Sohn und 1 Tochter
Deportation Arbeitslager
Todesdatum
Sterbeort Stralsund

Wolfgang Kotljarski

Wolfgang Kotljarski wurde am 26. Juni 1921 in Elmenhorst, Schleswig-Holstein, geboren und kam als Kleinkind mit seinen Eltern, dem jüdischen Schneider Israel Kotljarski (1893-1973) und seiner Ehefrau Louise, geb. Möller (verstorben 1973) nach Stralsund. Hier besuchte er die Volksschule in der Tribseerstraße.

Wolfgang erhielt gemeinsam mit anderen jüdischen Kindern zusätzlichen Unterricht im Hebräischen und in jüdischer Geschichte durch den Kantor der Jüdischen Gemeinde Stralsund, Simon Lemke, in einem separaten Klassenzimmer in der Mühlenstraße.

Da Wolfgang eine christliche, nicht-jüdische Mutter hatte, durfte er auch nach 1933 weiter die Volksschule besuchen. Nach der Beendigung der Schule begann Wolfgang eine Lehre als Bäcker, die sein Meister aber 1935 nach Inkrafttreten der „Nürnberger Rassegesetze“ beendete, weil es Juden und „Mischlingen“ nicht erlaubt war, Lehrberufe zu ergreifen.

Ohne Aussicht auf eine Ausbildung und Arbeitsstelle, ging Wolfgang illegal über die „grüne Grenze“ in die Tschechoslowakei. Er schloss sich Exilorganisationen an und wurde bei einem seiner Aufträge durch die Gestapo festgenommen und in das Polizeigefängnis von Stralsund überstellt. Wolfgang wurde wegen „Landesverrat“ angeklagt und unter Polizeiaufsicht gestellt. Da sich sein Prozess bis in das Jahr 1942 hinzog, wurde er zwischenzeitlich aus dem Gefängnis entlassen und fand eine Anstellung als Kellner im Restaurant des Hotels „Zum Goldenen Löwen“ am Alten Markt.

Wolfgang Kotljarski gehörte nicht zu den Stralsunder Juden, die im November 1938 in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht wurden, aber er war verschiedene Male Ziel von Angriffen und Schlagattacken der Gestapo und der Hitlerjugend. Bei einem dieser Angriffe verlor er die Sehkraft seines rechten Auges.

Im Mai 1943 verhaftete die Gestapo Wolfgang Kotljarski und brachte ihn in das Stettiner Polizeigefängnis. Die dortigen Häftlinge wurden in einem Transportzug in ein Gefängnis in Stargard gebracht. Von dort aus schaffte man die Häftlinge in ein zentrales Außenlager, von dem aus sie auf verschiedene Arbeitslager verteilt wurden. Wolfgang überlebte in 22 Monaten drei verschiedene Arbeitslager. Seine Arbeit bestand im Roden von Baumstubben. Anfang 1945 gelang ihm die Flucht aus dem Arbeitslager und er kehrte mit einem Lazarettzug zurück nach Stralsund. Hier versteckte er sich noch drei Monate bei dem Vater eines ehemaligen Schulfreundes und überlebte so den Zweiten Weltkrieg.

Nach Kriegsende arbeitete Wolfgang Kotljarski sechs Jahre als Polizist in Stralsund und suchte Nationalsozialisten, die untergetaucht waren. 1951 erlernte Wolfgang dann den Beruf eines Handelskaufmanns für Binnen- und Außenhandel und studierte in Dresden. Die folgenden 13 Jahre war er beim Rat der Stadt Stralsund beschäftigt, hier arbeitete er in den Abteilungen „Kultur“ und „Jugendfragen, Körperkultur und Sport“. Er heiratete und hatte mit seiner Ehefrau zwei Kinder. Wolfgang Kotljarski war nach dem Krieg Mitglied der Jüdischen Gemeinde Berlin geworden, trat aber 1985 in die evangelische Kirche ein und lebte fortan nicht mehr nach dem jüdischen Brauch.

Wolfgang Kotljarski verstarb in Stralsund. Sein Stolperstein findet sich seit 2021 neben dem seines Vaters vor dem Haus Mühlenstraße 24.

Quellen:

  1. Jüdisches Leben auf Rügen und in Stralsund, Hrsg. Prora-Zentrum Prora, Wissenschaftliche Reihe, Band 1, Stadtdruckerei Weidner Rostock, 2010
  2. Wohnungsanzeiger Stralsund 1927-1951