Vorname | Willy |
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Nachname | Born |
Geburtsname | |
Geburtsdatum | 24.07.1905 |
Geburtsort | Stralsund |
Wohnort(e) |
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Beruf | Buchhändler |
Geschäftsadresse | Berlin-Charlottenburg, Kantstraße 83 |
Familienstand | verheiratet |
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Verwandschaftsverhältnis | Ehemann von Elly, geb. Kothrade (1906-1998), Vater 1 Tochter |
Deportation | keine, Überlebender |
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Todesdatum | 22.02.1998 |
Sterbeort | Berlin-Charlottenburg |
Dokumente
Willy Born
Willy Born ist der zweitgeborene Sohn des jüdischen Kaufmann Max Born (1870-1908) und seiner Ehefrau Franziska, geb. Heine (1871-1944). Er kam am 24. Juli des Jahres 1905 in Stralsund zur Welt und verbrachte seine Kindheit in unserer Stadt. Nach dem frühen Tod seines Vaters 1908 sorgte seine Mutter Franziska für den Unterhalt der Familie. Hilfe erhielt sie dabei von ihren Brüdern, die in Neubrandenburg und Neustrelitz lebten und im Handel tätig waren.
Nach der Mittleren Reife am Stralsunder Gymnasium 1921 erlernte Willy bis 1924 in der Ratsbuchhandlung Bamberg in Greifswald den Beruf eines Buchhändlers. Das nächste halbe Jahr arbeitete er in der Verlagsbuchhandlung Julius Springer in Berlin und ging danach nach Hamburg. Hier war er als Gehilfe in der technischen Fachbuchhandlung Boysen und Maasch bis 1926 beschäftigt. Nach zwei Jahren bei Kronauer in Göttingen, ging er nach Berlin-Spandau und arbeitete dort bei der SPD-Zeitung „Volksblatt“. Willy war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Willy heiratete am 31. August 1931 in Hamburg die Nicht-Jüdin Elly, geb. Kothrade. Im Oktober 1937 wurde seine Tochter geboren, die später ebenfalls Buchhändlerin lernte, sich zur Lehrerin qualifizierte und nach dem Krieg lange Jahre im Schuldienst tätig war.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten verlor Willy seine Arbeit beim Volksblatt und versuchte im Sommer desselben Jahres, in eigener Regie am Strand von Heringsdorf eine Art Leihbücherei zu unterhalten. Da sich aber auch in den Ostseebädern bereits eine antisemitische Stimmung verbreitete, die den Juden den Zugang zu diesen Orten verbot, scheiterte das Projekt.
Willy und seine Frau überlegten, seinem Bruder Hermann nach Argentinien zu folgen. Die dafür notwendige organisatorische Vorbereitung der Papiere in Argentinien zog sich derart lange hin, dass sie beschlossen, von dem Plan Abstand zu nehmen. Er überlebte den Holocaust aufgrund seiner „privilegierten Mischehe“, musste aber, wie viele andere, Zwangsarbeit bei der „Transportbrigade Speer“ leisten. Sein Einsatzort war der Lagerkomplex „Karlsbad IV“ in Berlin-Mitte. Er war dort verantwortlich für die Aufsicht über die ausländischen Zwangsarbeiter und wurde häufig zu auswärtigen Einsätzen geschickt. Dies hat ihm wiederholt das Leben gerettet.
Auch in der NS-Zeit vertrieb Willy das Volksblatt illegal weiter bei seinen früheren Kunden. Der Verkaufserlös und das Entgelt durch Zwangsarbeit bildeten die Lebensgrundlage der Familie in dieser Zeit.
Nach dem Krieg eröffnete Willy in der Nähe seiner Wohnung, in der Kantstraße 83, einen Buchladen, den er mehr als 25 Jahre leitete. Erst 1974 verkaufte Willy das Geschäft an einen Angestellten und genoss zusammen mit seiner Frau den Ruhestand. Willy starb am 22. Februar 1998 in Berlin-Charlottenburg. Seine Frau Elly überlebte ihn nur vier Monate.
Quellen:
1. Adressbücher Berlin 1931-1948
2. Staatsarchiv Hamburg, Heiratsregister 1931, abgerufen 16.Oktober 2022,
3. StA Stralsund, Geburtenbücher 1905
4. Adressbücher Hamburg 1925-1933
5. Familie
6. Wikipedia zu „Karlsbad 3-5“, „Spandauer Volksblatt“, „Transportkorps Speer“, abgerufen am 16. Oktober 2022.