Vorname Charlotte, geb. Heine
Nachname Kert
Geburtsname Heine
Geburtsdatum 09.10.1912
Geburtsort Stralsund
Wohnort(e)
  • Stralsund, Tribseer Straße 24
  • Berlin, Joachim-Friedrich-Straße
  • Berlin, Stuttgarter Platz
Beruf Schneiderin
Geschäftsadresse
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Tochter von Franziska Heine (1871-1944), geschiedene Ehefrau von Robert Engel, Ehefrau von Erich Kert (1911-1989)
Deportation keine, 1938 Flucht nach Shanghai
Todesdatum 6.06.2012
Sterbeort Chicago, USA

Charlotte Kert, geb. Heine

Charlotte Kert, geb. Heine, wurde am 9. Oktober 1912 in Stralsund als Tochter von Franziska Born, geb. Heine (1871-1944), geboren.

Sie verlebte ihre Kindheit in unserer Stadt, ging hier zur Schule und erlernte den Beruf einer Schneiderin. In den frühen 1930er Jahren verließ sie mit ihrer Mutter Stralsund und ging nach Berlin. Dort lernte sie in einem jüdischen Sportverein den aus Ungarn gebürtigen Robert Engel kennen, den sie später heiratete.

Im Zuge der Ausweisung polnischer Juden aus dem Territorium des Deutschen Reiches1 und des Tauziehens um den Verbleib bzw. die Abschiebung von Juden anderer Staatsangehörigkeiten, wurden Charlotte und ihr Mann staatenlos und flohen 1938 innerhalb weniger Tage aus Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings nur noch Shanghai und Trinidad Willens, schutzsuchende Juden Europas visafrei aufzunehmen. Charlotte und ihr Mann Robert waren unter den Glücklichen, die in Genua das letzte Schiff nach Shanghai, die „Conte Biancamano“ der italienischen Reederei Lloyd Triestino, besteigen konnten.

Nach ihrer Ankunft in Asien, im November 1938, begann Robert einen Handel mit den Chinesen aufzubauen, der ihm und seiner Frau eine gesicherte und gutbürgerliche Existenz ermöglichte. In Shanghai lernte Charlotte den Österreicher Erich Kert (10. September 1911-1989) kennen. 1944 ließ sie sich von Robert Engel scheiden und heiratete Erich Kert.

Nach fünf weiteren Jahren emigrierte sie mit ihm, seinen Eltern und seinem Bruder Fritz (geb. 29. August 1910) im Januar 1949 von Shanghai aus nach Israel. Ihr eigentliches Ziel aber waren die Vereinigten Staaten von Amerika. In Israel schneiderte Charlotte in Heimarbeit. Erich war als Versicherungsmathematiker bei der amerikanischen Gesellschaft TDA beschäftigt, was beiden einen sehr guten Lebensstandard ermöglichte.

In den 1950er Jahren konnten sie dann in die USA ausreisen. Sie lebten zuerst in New York, gingen dann aber nach Chicago. Hier arbeitete Erich Kert als Rechnungsdirektor bei der Druckerei „Regensteiner Printing Co.“ Da er bei dieser Tätigkeit schädlichen Farbdämpfen ausgesetzt war, zog er sich einen Lungenkrebs zu, an dem er 1989 verstarb. Charlotte überlebte ihn fast dreiundzwanzig Jahre und starb kurz vor ihrem 100. Geburtstag in Chicago. Charlotte Kert hinterließ keine Kinder.

Quellen:

  1. Familie
  2. Adressbuch Jüdischer Emigranten in Shanghai 1939
  3. www.arolsen-Archives.org, abgerufen am 16. Oktober 2022
  4. Stadtarchiv Stralsund, Geburtsregister 1912

1Ende Oktober 1938