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Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe

Die Reichsfluchtsteuer war eine 1931 eingeführte Sondersteuer, die bei der Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland fällig wurde. Sie belief sich auf 25% des Vermögens und war mit rechtlichen Strafmaßnahmen verbunden. Ursprünglich sollte sie der Kapitalflucht als Folge der Weltwirtschaftskrise entgegenwirken.

Unter den Nationalsozialisten wurde sie auch von denjenigen erhoben, die zwangsweise – aus Furcht vor Verfolgung und Internierung in Konzentrationslagern – Deutschland verließen ohne diese Steuer zu entrichten. Bei illegalem Verlassen des Landes wurde das Vermögen beschlagnahmt. Der „Deutsche Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger“1 veröffentlichte entsprechende Steuersteckbriefe und forderte dazu auf, den Angezeigten bei Aufenthalt im Inland vorläufig festzunehmen.

Ab 1934 erliessen die Finanzbehörden Sicherheitsbescheide in Höhe der Reichsfluchtsteuer, wenn der Verdacht auf Auswanderung bestand. Damit war ein Viertel des Vermögens automatisch gesperrt. Ab 1938/39 wurden diese Sicherheitsbescheide dann ohne weiteren Verdachtsmoment auf alle vermögenden Juden angewandt.

Eine weitere willkürliche Sondersteuer war die „Judenvermögensabgabe“, die auf der Grundlage der „Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit“2 vom 12. November 1938 gezahlt werden musste. Sie wurde von Hermann Göring nach dem Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst Eduard vom Rath durch Herschel Grynszpan erlassen und verlangte von den Juden eine „Sühneleistung“ in Höhe von einer Milliarde Reichsmark. Im Stadtarchiv Stralsund hat sich eine derartige Zahlungsaufforderung, gerichtet an Dora Zimmerspitz, erhalten.

Quellen:

  1. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 436
  2. „Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit“, Reichsgesetzblatt Teil I, Jahrgang 1938, S. 1579
  3. https://digi.bib.uni-mannheim.de/periodika/reichsanzeiger, abgerufen am 12.04.2022

1 Der „Deutscher Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger“ war das Amtsblatt des Deutschen Reiches und erschien bis 1945 täglich außer an Sonn- und Feiertagen. Er veröffentlichte Personalangelegenheiten und Verwaltungsverordnungen des Reiches, kurze Berichte aus der Arbeit des Reichstags. In der Zeit des Nationalsozialismus erschienen hierin auch die Listen der „ausgebürgerten“ Juden und die Steuersteckbriefe illegal verzogener Juden.
2 Vgl. Dazu RGBl. I S. 1579

Transkription der Schülerzeitung 1926

Transkription-Schul-Zeitung-1926-1

Transportbrigade Speer

Albert Speer (1905-1981), Hitlers Baumeister und Rüstungsminister, unterstand ab 1938 ein Baustab, der die Belieferung der Baustellen für den von ihm geplanten Umbau Berlins zur Welthauptstadt Germania zu gewährleisten hatte. Nach Kriegsbeginn konzentrierten sich dessen Transporte auf Rüstungsbauwerke und Bauten der Luftwaffe.

Mit der Umbenennung in NSKK1-Transportstandarte Speer wurde die Einheit für den Nachschub aller Frontabschnitte der deutschen Luftwaffe zuständig. Die Transportstandarte Speer war militärisch organisiert. Bis 1944 umfasste sie 10 Regimenter, die Munition aus Speers Rüstungsfabriken an die Luftwaffe und das Heer lieferten.

Im September 1942 wurde daneben die paramilitärische Legion Speer gegründet, die durch die Anwerbung von ausländischen Fahrern, Kriegsgefangenen, Freiwilligen und Zwangsarbeitern dem permanenten Mangel an Kraftfahrern begegnen sollte.

Im Juli 1942 wurden die NSKK-Transportbrigade Speer und die Legion Speer mit der NSKK-Transportbrigade Todt zusammengelegt. Sie erhielt im Juni 1944 den Namen „Transportkommando/Transportkorps Speer“.

1 NSKK bedeutet Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps. Das NSKK war Teil der NSDAP-Strukturen und durfte nur deutsche Staatsbürger beschäftigen.

Erinnerungen von Hans Reupert

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Stolpersteine für Margot Kotljarski und Familie Wein

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Biographische Details zu Ruth Blach, geb. Unger

Ruth Blach geb. Unger (Fechnerstraße 17)

Ruth Charlotte Unger wurde am 25. März 1922 geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Siegmund Unger und die Kindergärtnerin Edith Unger geb. Boehm. Ruth hatte einen 2 Jahre jüngeren Bruder, den am 27. Januar 1924 geborenen Heinz (Max Karl), der sich nach seiner Flucht nach Palästina Zwi Unger nannte. Die Eltern Siegmund und Edith hatten 1921 geheiratet, ließen sich aber schon 1926 wieder scheiden. Edith Unger heiratete daraufhin am 30. März 1929 im Standesamt des Rudolf–Virchow–Krankenhauses den Kaufmann Max Koppel (*6. Februar 1894). Die Familie bezog eine gemeinsame Wohnung in der Badenschen Straße 6 in Schöneberg.

Max Koppel hatte 2 Kinder aus seiner ersten Ehe mit Hertha Tietz, Erich und Evelyne, die vermutlich im Haus der Mutter in Zehlendorf lebten. Es ist nicht bekannt, unter welchen Umständen die Familie Unger/Koppel die erste Zeit des Nationalsozialismus verlebt habt. Heinz Unger und Evelyne Koppel erkannten frühzeitig, welches Schicksal sie ereilen würde und emigrierten. Heinz nach Palästina und Evelyne nach Amerika.

Ruth heiratete 1942 den 1917 in Stralsund geborenen Lederwarenhändler Hans Blach und zog mit ihm – vermutlich zur Untermiete in die Walter–Fischer–Straße 17 (heute Fechnerstraße). Hans hatte bis dahin bei seinem Vater Carl-Phillip Blach in der Schöneberger Karl-Schrader Straße 1 gewohnt. Angaben ihres Bruders zufolge war Ruth Krankenpflegerin.

Ruth und Hans Blach und Edith und Max Koppel gingen 1942 angesichts der drohenden Deportationen in den Untergrund. Der Buchhalter Helmut Bucksch gewährte ihnen ebenso wie Edith Langer geb. Tichauer an verschiedenen Orten Zuflucht. Edith Langer war eine entferntere Verwandte von Ruth, deren Großmutter Clara ebenfalls Tichauer hieß.

Am 29. Juni 1943 wurde gegen 12 Personen, die der „Hehlerei, Begünstigung des Wuchers, der Urkunden- und Passfälscherei, Kriegswirtschaftsverbrechen und der Entziehung der Evakuierung“ beschuldigt waren, Anklage erhoben:

„Edith Langer hat seit einem Jahr die Jüdin Edith Sara Koppel und vorübergehend auch den Juden Max Israel Koppel sowie deren Tochter Ruth Sara Blach verborgen gehalten und beherbergt, sodass sich alle drei der Evakuierung entziehen konnten. Sie ging sogar so weit, den Obengenannten gültige Postausweise zu besorgen und zu fälschen. …….Für die Beherbergung belieferte Koppel die Familie Langer mit Lebensmitteln und Lebensmittelkarten, die er im Schwarzhandel erwarb….“ ….Bucksch hat die Eheleute Blach seit Monaten beherbergt, damit sie sich der Evakuierung entziehen konnten. Für sein Entgegenkommen wurde er mit Zigaretten u.a. Waren beliefert. Er ist der Begünstigung und des Verstoßes gegen die Verbrauchsregelungsstrafverordnung überführt…..

Der in diesem Vorgang mehrfach genannte Hauptschieber Max Israel Koppel, 6.2.94 Berlin geb. konnte am 27.6.43 in der Wohnung des Justizsekretärs Langer, Hans, 18.7.92 Berlin geb., Bandelstraße 12 wohnhaft, überraschend festgenommen werden.“

Die verhafteten Jüdinnen und Juden wurden deportiert und ermordet, eine von ihnen starb im Berliner Gestapogefängnis, ihre Helferinnen und Helfer zu Haftstrafen verurteilt.

Ruth Blach und ihre Mutter Edith wurden einen Monat nach ihrer Verhaftung mit dem 40. Osttransport am 4. August 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Hans Blachs Deportation war – zusammen mit Max Koppel – für den 28. September 1943 vorgesehen. Er konnte aus dem Deportationszug fliehen, wurde aber wieder aufgegriffen und am 29. Oktober 1943 endgültig nach Auschwitz verschleppt, wo er ermordet wurde.

Ruths Vater Siegmund Unger wurde am 10. Januar 1944 zunächst nach Theresienstadt deportiert, am 29. September desselben Jahres weiter nach Auschwitz, wo er ums Leben gebracht wurde.

Ihr Stiefvater Max Koppel überlebte das Vernichtungslager Auschwitz. Er kehrte nach Berlin zurück und lebte in der Babelsberger Straße 52. 1954 starb er im Haus seiner ersten Ehefrau in Zehlendorf an Herzversagen.

Recherche und Text: Karin Sievert, Stolperstein Initiative Charlottenburg – Wilmersdorf 

Quellen:

  1. 1. Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 
  2. 2. Brandenburgisches Landeshauptarchiv www.blha.de
  3. 3. Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten–Entschädigungsbehörde
  4. 4. Berliner Adressbücher – Zentral- und Landesbibliothek Berlin Landesarchiv Berlin
  5. 5. Deportationslisten
  6. 6. Mapping the lives 7. Arolsen Archiv
  7. 8. Gottwald/Schulle „Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 – 1945“
  8. 9. Yad Vashem – Opferdatenbank

Gedenken an NS-Opfer: Stralsund bekommt neue Stolpersteine, Eine Reportage des NDR

Der NDR zeigte am 18.04.2023 um 19.30 Uhr in seiner Sendung „Nordmagazin“ eine Reportage von Juliane Voigt über die Verlegung von Stolpersteinen für die Familie Wein in der Frankenstraße. Dieses Video ist in der ARD-Mediathek verfügbar bis zum 18.04.2025.

https://www.ardmediathek.de/video/nordmagazin/gedenken-an-ns-opfer-stralsund-bekommt-neue-stolpersteine/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS8zODg5NDFlMi00NzlhLTQ1NmItOTE0Ny0xYjMzMjU4Nzg5ZDg