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Kindertransporte nach England

Als sich nach der Kristallnacht und den Novemberpogromen eine Radikalisierung der nationalsozialistischen Politik gegenüber den Juden immer mehr abzeichnete, begann in Europa eine beispielhafte Aktion zur Rettung von 10.000 jüdischen Kindern, die unter dem Namen „Kindertransporte1“ in die Geschichte einging. Sie dauerte nicht einmal ein Jahr – vom 1. Dezember 1938 bis zum 1. September 1939. Großbritannien, die Schweiz, Holland, Belgien, Frankreich und Schweden waren bereit, ihre restriktive Einwanderungspoltik auszusetzen und unbegleitete Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren sowohl aus dem Deutschen Reich als auch aus den besetzten Gebieten aufzunehmen. Das britische Parlament machte dafür am 21. November 1938 den Weg frei. Voraussetzung der Aufnahme war eine Bürgschaft von 50 Pfund Sterling pro Kind. Für diese Summe kam die Jüdische Gemeinde2 auf. Die Kosten des Transportes und der nachfolgenden Betreuung trugen die beteiligten Flüchtlingsorganisationen, allen voran das „Refugee Children‘s Movement“3 (RCM). Privatpersonen, die Reichsvertretung der Juden in Deutschland, die Israelitische Kultusgemeinde in Wien und das britische RCM arbeiteten eng zusammen und es gelang ihnen in kürzester Frist, die ersten „Kindertransporte“ zu organisieren. Die Einreise erfolgte auf der Basis von Namenslisten und nicht, wie sonst üblich, durch einzelne Reisedokumente. Die durch die Nationalsozialisten aufgestellten Bedingungen für die Transporte betrafen in erster Linie materielle Details. Die Kinder durften nur einen Koffer, eine Tasche und zehn Reichsmark mit sich führen; Spielsachen, Bücher und Wertsachen waren verboten. Der erste Transport – 196 jüdische Kinder – verließ am 1. Dezember 1938 per Zug Berlin und ging über den niederländischen Hafen Hoek van Holland und die Fähre nach Harwich/London. Bei der Ankunft am nächsten Tag wurden die Kinder in die Auffangzentren Pakefield und Dovercourt gebracht und später dann zu ihren Pflegefamilien. Der Stralsunder Wolfgang/Zeev Fliesswasser und sein Stiefbruder Abraham Grossmann waren unter den Kindern, die mit den Transporten 1939 Deutschland verließen und Dovercourt erlebten. Wolfgang fand anschließend in Hemel Hempstead eine Pflegefamilie. Helma Riess emigrierte bereits 1939 nach Palästina. Auch der englische Hafen Southampton war Ziel von Zügen der Kindertransporte. Während in den ersten Monaten vor allem Züge mit deutschen Kindern ankamen, folgten später die Züge aus dem besetzten Wien und im Februar und August 1939 drei Züge mit polnischen jüdischen Kindern. Seitens der in Deutschland mit dem Kindertransport betrauten Stellen, war man bestrebt, zuerst die von Haft und Konzentrationslager bedrohten Jugendlichen aus dem Lande zu bringen. Später folgten dann die Jüngeren. Für die Unterbringung in England stellte dies ein Problem dar, denn viele freiwillige Pflegefamilien waren in erste Linie an jüngeren Kindern interessiert. So kam es zur Einrichtung von Auffanglagern in den Ferienlagern Pakefield bei Lowestoft und Dovercourt bei Harwich. Da Pakefield nach kurzer Zeit wegen ständiger Überschwemmung wieder geschlossen werden musste, konzentrierten sich bald 1.000 Kinder und Jugendliche jeden Alters und verschiedenster Herkunft in Dovercourt. Die Bedingungen waren nicht die besten: zu der einfachen Unterkunft ohne Heizmöglichkeiten kamen ungewohntes Essen, fremde Bezugspersonen, kaum Freizeitbeschäftigungen und wachsende Langeweile. Eine Verbesserung trat erst ein, als Anfang 1939 Anna Essinger4 vom RCM nach Dovercourt kam. Sie begann, Kurse und gemeinsame Aktionen zu organisieren und konnte so das Leben in Dovercourt für die dortigen Kinder erträglicher gestalten. Jeden Sonntag kamen aufnahmebereite Ehepaare und suchten sich Kinder aus. Das führte dazu, dass Geschwister getrennt wurden und oftmals diejenigen – auch wiederholt – zurückblieben, die nicht sofort einen günstigen Eindruck auf die Besucher gemacht hatten. Für sie richtete das RCM Heime ein5. Das Leben in den Pflegefamilien bedeutete nicht immer das Ende aller Sorgen. Davon erzählen viele Betroffene, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit gingen. Ganz in den Hintergrund traten in dieser besonderen Lage auch religiöse Fragen, denn es konnte seitens der Flüchtlingsorganisationen und des RCM nicht garantiert werden, dass alle Kinder und Jugendliche jüdischen Pflegefamilien zugeordnet wurden. Besonders orthodox erzogene Flüchtlinge hatten Probleme, die Anforderungen ihrer Religion mit der neuen Lebenswirklichkeit in Einklang zu bringen. Ende August 1939 hatte das RCM kein Geld mehr, um weitere Kinder aufzunehmen und zeitweise zu betreuen. Der Kriegsausbruch im September schloss dann endgültig die Türen nach England. Bei der folgenden Evakuierung von britischen Kindern und schwangeren Frauen aus den größeren englischen Städten wurden auch die jüdischen Kinder der Transporte in das Landesinnere gebracht und fanden teilweise Unterkunft bei neuen Familien. Im Juni 1940 ordnete die britische Regierung dann die Internierung von deutschen Jugendlichen6 und Erwachsenen in Lagern an; unter ihnen befanden sich 1.000 Teilnehmer der Kindertransporte. 400 „Kinder“ wurden nach Kanada und Australien transportiert. Während des Transportes kam es zu Misshandlungen, deren Bekanntwerden Ende 1940 zur Freilassung aller Internierten aus den Lagern führte. Ungefähr 1.000 jüdische Deutsche und Österreicher nahmen das Angebot der Alliierten an und kämpften in den Reihen der alliierten Streitkräfte gegen die deutsche Wehrmacht, sei es als einfache Soldaten oder als Teil von Spezialeinheiten, in denen sie aufgrund ihrer Sprachkenntnisse wertvolle Dienste leisten konnten. Für die vielen, die zu jung waren oder wegen anderer Umstände nicht für den Militärdienst in Frage kamen, war die Kindheit aufgrund mangelnder finanzieller Mittel mit 16 Jahren zu Ende. Sie mussten sich eine der wenigen Lehrstellen oder eine Arbeit suchen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Einigen von ihnen gelang es unter vielen Mühen, den höheren Schulabschluss abzulegen. Es gibt sogar zwei Nobelpreisträger unter den „Kindern“ – Arno Penzias7 und Walter Kohn8. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten viele Flüchtlingskinder erfahren, dass ihre Eltern den Nationalsozialismus nicht überlebt hatten; sie selbst manches Mal die einzigen Überlebenden ihrer Familien waren. Die wenigen, deren Eltern wie durch ein Wunder am Leben geblieben waren, mussten die Erfahrung machen, dass sich zwischen ihnen und ihren Ursprungsfamilien teilweise tiefe Gräben auftaten und ein gegenseitiges Verständnis sehr schwer war. David Cesarani9 schreibt in seiner Einführung zum Buch „Kindertransport in eine fremde Welt“ folgende Zeilen: „Obwohl nur ein sehr kleiner Prozentsatz der „Kinder“ auf Grund körperlicher oder seelischer Krankheit gestorben war, war doch niemand völlig unbeschadet davongekommen. Sie alle fühlten, dass Sie die Unschuld der Kindheit zu früh verloren hatten. Die Art, wie sie aufgewachsen waren, hatte in ihnen kein klares Verständnis hinterlassen, zu wem sie gehörten, andererseits hatten sie die Befürchtungen, dass jede neuerliche Bindung mit Vorsicht zu genießen sei. Sie erkannten, dass Sie ihr Leben einem Zufall zu verdanken hatten, und fühlten sich verpflichtet, etwas Sinnvolles daraus zu machen; allerdings herrschte auch eine Art von Schuldgefühl vor, dass so viele andere – einschließlich ihrer Eltern – nicht das Glück gehabt hatten, zu überleben.“10 Quellen:
  1. „Die Listen des Überlebens“, Artikel des “Tagesspiegel“ vom 30.11.2018, unter: www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/kindertransporte, abgerufen am 29. Dezember 2021
  2. „Die Kindertransporte 1938/1939“, Bericht zu Ausstellung des Leo-Baeck-Institute – New York/Berlin, unter: www.dhm.de/blog/2018/11/29/die-kindertransporte-19381939, abgerufen am 29. Dezember 2021
  3. www.kindertransport.org der Kindertransport Association (KTA), abgerufen am 29. Dezember 2021
  4. Mark Jonathan Harris: Kindertransport in eine fremde Welt, Taschenbuch, Goldmann Verlag, München, 2000
  5. Into the arms of strangers. Stories of the Kindertransport, unter: www.imdb.com, abgerufen am 29. Dezember 2021
  6. Sabine Brüning, Peter Merseburger: Als sie nicht mehr deutsch sein durften. Über die Kindertransporte nach England. Dokumentarfilm. Sender Freies Berlin 1989
  7. „Kindertransport“ vom National Holocaust Centre & Museum in Nottinghamshire, England, unter: www.holocaust.org.uk/kindertransport
1 Die Begriffe „Kindertransport“ und „Kind“ sind in England feste Bezeichnungen für die von der Aktion betroffenen Personen.
2 Als die „Jüdische Gemeinde“ ist die im September 1933 gegründete „Reichsvereinigung der deutschen Juden“ anzusehen.
3 Das RCM ging aus dem „Movement for the Care of Children from Germany“ hervor.
4 Die Jüdin Anna Essinger (1879-1960) war Leiterin und Mitbegründerin des Landschulheim Herrlingen gewesen und hatte 1933 zusammen mit einem Großteil ihrer Schüler in einer Nacht- und Nebel-Aktion Deutschland verlassen und in Otterden bei Faversham, England, ihre Schule neu eröffnet.
5 Dieses Schicksal teilte der Halbbruder von Wolfgang Fliesswasser, Abraham Grossmann, der sich zusammen mit ihm auf einem Kindertransport befunden hatte.
6  Im Alter zwischen 16 und 17 Jahren.
7   1978 Physik-Nobelpreis für die Entdeckung der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung.
8 1998 Chemie-Nobelpreis für die Entwicklung der Dichtefunktionaltheorie, deren Grundlage das Hohenberg-Kohn-Theorem ist.
9 David Cesarani (1956-2015) war ein britischer Historiker, der vor allem zur jüdischen Geschichte und zum Holocaust publizierte. 
10 M. J. Harris/D. Oppenheimer: Kindertransport in eine fremde Welt, Goldmann Verlag München, 2000, S. 42

Transkription des Kartentextes F. Barthel, Autor: E. Schiel, Stralsund

Vorderseite der Karte

Stargard, den 9.1.43

„Liebe Hilli, lieber kl.(einer, d.A.) Frank. Gestern schrieb ich eine Karte aus Stettin. Wir fuhren noch abends nach hier. Morgen weiter nach Danzig, und immer weiter. Hoffentlich seid ihr beide gesund. Ich werde wohl nichts von (Euch-d.A.) hören, um so mehr denke ich (an Euch-d.A.). Heute ist Sonntag, uns geht es allen gut, aber was wird später. Bleibt ihr nur gesund und sei tapfer. Ich sehe und höre viel großes Leid, bin mit Auto nach Stettin gekommen. Es brennt noch alles, es (sieht-d.A.) grauenhaft aus.

Rückseite der Karte

Poststempel vom 10.1.1944, Stargard/Pommern

Frau Hilde Pettick

Stralsund/Pom.

Alte Rostockerstr. 8 I

Habt Ihr Nachricht von Vati, grüßt alle. (Ich-d.A.) schreibe auch an Adolf. Ich danke Dir für warme Sachen. Bloß meinen Kamm vermisse (ich-d.A.) sehr, und den andern habe (ich-d.A.) schon eingebüßt. Nun beschütze Euch Gott. Nun küßt Euch Eure Oma. Ich reise mit vielen. Nicht auf Nachricht warten.

Wenn es irgendwie geht schreibe ich.“  (auf dem Kopf geschrieben, Anmerkung Autor)

Fremder aus Feindesland

Enemy Alien“

Die Bezeichnung „Enemy Alien“ wird seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für Ausländer gebraucht, die sich dauerhaft oder zeitweise in einem Staat aufhalten, der sich mit ihrem Herkunftsland in einem militärischen oder nicht-militärischen Konflikt befindet. Der Begriff wurde bereits im Ersten Weltkrieg genutzt und fand auch mit Beginn des Zweiten Weltkrieges seine sofortige Anwendung.

Ohne Unterschied wurden bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach Großbritannien geflüchtete Deutsche – in der Mehrheit Juden – zu „Enemy Aliens“ erklärt und konnten sich nur unter Auflagen1 frei bewegen. Auch war es ihnen verboten, Fahrzeuge, Rundfunkgeräte, Landkarten und Kameras zu besitzen.

Im Herbst 1939 wurden die betreffenden Personen kategorisiert und durch örtliche Tribunale ihr Gefährdungsgrad für den britischen Staat festgestellt. Nur diejenigen, die in der Gruppe „A“ erfasst waren, wurden interniert. Jüdische Erwachsene und im Arbeitsprozess stehende Flüchtlinge aus Deutschland erhielten in der Regel den Status „C“ zuerkannt und waren damit von der Internierung ausgeschlossen. Von allen nach England geflohenen Geschwistern der Erich Joseph-Familie haben sich die Registrierungskarten dieser Tribunale erhalten2.

Nach dem Überfall Deutschlands auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich im Frühjahr 1940 wurden auch die EA der Gruppen „B“ und „C“ interniert – Österreicher, Deutsche, ab Ende Mai auch Frauen zwischen 16 und 60 Jahren. Es fand eine erneute genaue Untersuchung statt. Da die Internierungslager an ihre Belastungsgrenzen gekommen waren, verschiffte man mehrere Tausend Internierte im Sommer 1940 nach Australien, Kanada und Neuseeland. Eines dieser Schiffe, die mit 1.150 Betroffene beladene „Arandora Star“3 wurde auf dem Weg nach Kanada torpediert und sank.

Dieses Ereignis und bekannt gewordene Misshandlungen von Internierten in den Lagern führten zu Parlamentsdebatten in England und letztendlich zur Einstellung der Transporte, später auch der Internierungen. Die Personen wurden vor die Wahl gestellt entweder in Australien und Übersee zu bleiben, in die britische Armee als Freiwillige einzutreten oder nach England zurückgebracht zu werden.

Bei den Kindern, die mit den Kindertransporten Ende 1938/Anfang 1939 nach England gekommen waren, sah die Lage etwas anders aus. Diejenigen, die in der Zwischenzeit älter als 16 Jahre waren und nicht bei Pflegefamilien, wurden genauso interniert4 und behandelt wie andere „Enemy Aliens“. Einige von ihnen nutzten später die Chance und traten in die britische Armee ein, um aktiv etwas gegen Hitler zu tun. Zu diesen zählte auch Wolfgang Fliesswasser aus Stralsund.

Von anderen Stralsundern ist leider nicht bekannt, ob sie ebenfalls interniert wurden. Jüngere Kinder, deren Pflegeeltern für sie bürgten, wurden wie andere britische Kinder in das Landesinnere geschickt und dort vor deutschen Bombenangriffen in Sicherheit gebracht.

Auch die USA aktivierten nach dem Angriff auf Pearl Harbor all jene Paragraphen der Verfassung, die eine Internierung von „Enemy Aliens“ ermöglichten. Der Prozess der Internierung entsprach dem vorher geschilderten in Großbritannien. Anders als in Großbritannien hielt man in Amerika die Lager aber bis 1948 offen.

Quellen:

  1. World War II Enemy Alien Control Program Overview, Staatsarchiv der USA, World War II. Enemy Alien Control www.archives.gov, abgerufen am 12. Februar 2022
  2. Wikipedia, Enemy Alien, www.wikipedia.de
  3. Mark Jonathan Harris/Deborah Oppenheimer: Kindertransport in eine fremde Welt, Goldmann Verlag München, 2000

1 Ihr Bewegungsradius umfasste eine 3-Meilen-Zone um ihren Wohnort.

2 Im Privatbesitz der Familie.

3 Weitere Einsatzschiffe waren die „Duchess of York“, „Dunera“, „Sobieski“, „Ettrick“. Mit Ihnen wurden insgesamt 7.500 Internierte nach Übersee gebracht.

4 Dies betraf ca. 1.000 Teilnehmer der „Kindertransporte“. 400 von ihnen wurden nach Kanada und Australien transportiert.

Die Familie Liebenthal in einer Recherche von Uwe Hansen, Ingenieur-Akademie Wismar, Elektrotechnik, 2022

OE_Liebenthal

Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe

Die Reichsfluchtsteuer war eine 1931 eingeführte Sondersteuer, die bei der Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland fällig wurde. Sie belief sich auf 25% des Vermögens und war mit rechtlichen Strafmaßnahmen verbunden. Ursprünglich sollte sie der Kapitalflucht als Folge der Weltwirtschaftskrise entgegenwirken.

Unter den Nationalsozialisten wurde sie auch von denjenigen erhoben, die zwangsweise – aus Furcht vor Verfolgung und Internierung in Konzentrationslagern – Deutschland verließen ohne diese Steuer zu entrichten. Bei illegalem Verlassen des Landes wurde das Vermögen beschlagnahmt. Der „Deutsche Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger“1 veröffentlichte entsprechende Steuersteckbriefe und forderte dazu auf, den Angezeigten bei Aufenthalt im Inland vorläufig festzunehmen.

Ab 1934 erliessen die Finanzbehörden Sicherheitsbescheide in Höhe der Reichsfluchtsteuer, wenn der Verdacht auf Auswanderung bestand. Damit war ein Viertel des Vermögens automatisch gesperrt. Ab 1938/39 wurden diese Sicherheitsbescheide dann ohne weiteren Verdachtsmoment auf alle vermögenden Juden angewandt.

Eine weitere willkürliche Sondersteuer war die „Judenvermögensabgabe“, die auf der Grundlage der „Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit“2 vom 12. November 1938 gezahlt werden musste. Sie wurde von Hermann Göring nach dem Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst Eduard vom Rath durch Herschel Grynszpan erlassen und verlangte von den Juden eine „Sühneleistung“ in Höhe von einer Milliarde Reichsmark. Im Stadtarchiv Stralsund hat sich eine derartige Zahlungsaufforderung, gerichtet an Dora Zimmerspitz, erhalten.

Quellen:

  1. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 436
  2. „Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit“, Reichsgesetzblatt Teil I, Jahrgang 1938, S. 1579
  3. https://digi.bib.uni-mannheim.de/periodika/reichsanzeiger, abgerufen am 12.04.2022

1 Der „Deutscher Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger“ war das Amtsblatt des Deutschen Reiches und erschien bis 1945 täglich außer an Sonn- und Feiertagen. Er veröffentlichte Personalangelegenheiten und Verwaltungsverordnungen des Reiches, kurze Berichte aus der Arbeit des Reichstags. In der Zeit des Nationalsozialismus erschienen hierin auch die Listen der „ausgebürgerten“ Juden und die Steuersteckbriefe illegal verzogener Juden.
2 Vgl. Dazu RGBl. I S. 1579

Transkription der Schülerzeitung 1926

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Original der Abschlusszeitung des Abiturjahrganges von 1926, überreicht an das Hansa-Gymnasium 2022 durch Gaby Glassmann

Abitur 1926, Hansa-Gymnasium Stralsund
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Transportbrigade Speer

Albert Speer (1905-1981), Hitlers Baumeister und Rüstungsminister, unterstand ab 1938 ein Baustab, der die Belieferung der Baustellen für den von ihm geplanten Umbau Berlins zur Welthauptstadt Germania zu gewährleisten hatte. Nach Kriegsbeginn konzentrierten sich dessen Transporte auf Rüstungsbauwerke und Bauten der Luftwaffe.

Mit der Umbenennung in NSKK1-Transportstandarte Speer wurde die Einheit für den Nachschub aller Frontabschnitte der deutschen Luftwaffe zuständig. Die Transportstandarte Speer war militärisch organisiert. Bis 1944 umfasste sie 10 Regimenter, die Munition aus Speers Rüstungsfabriken an die Luftwaffe und das Heer lieferten.

Im September 1942 wurde daneben die paramilitärische Legion Speer gegründet, die durch die Anwerbung von ausländischen Fahrern, Kriegsgefangenen, Freiwilligen und Zwangsarbeitern dem permanenten Mangel an Kraftfahrern begegnen sollte.

Im Juli 1942 wurden die NSKK-Transportbrigade Speer und die Legion Speer mit der NSKK-Transportbrigade Todt zusammengelegt. Sie erhielt im Juni 1944 den Namen „Transportkommando/Transportkorps Speer“.

1 NSKK bedeutet Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps. Das NSKK war Teil der NSDAP-Strukturen und durfte nur deutsche Staatsbürger beschäftigen.

Erinnerungen von Hans Reupert

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Stolpersteine für Margot Kotljarski und Familie Wein

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