- „Die Listen des Überlebens“, Artikel des “Tagesspiegel“ vom 30.11.2018, unter: www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/kindertransporte, abgerufen am 29. Dezember 2021
- „Die Kindertransporte 1938/1939“, Bericht zu Ausstellung des Leo-Baeck-Institute – New York/Berlin, unter: www.dhm.de/blog/2018/11/29/die-kindertransporte-19381939, abgerufen am 29. Dezember 2021
- www.kindertransport.org der Kindertransport Association (KTA), abgerufen am 29. Dezember 2021
- Mark Jonathan Harris: Kindertransport in eine fremde Welt, Taschenbuch, Goldmann Verlag, München, 2000
- Into the arms of strangers. Stories of the Kindertransport, unter: www.imdb.com, abgerufen am 29. Dezember 2021
- Sabine Brüning, Peter Merseburger: Als sie nicht mehr deutsch sein durften. Über die Kindertransporte nach England. Dokumentarfilm. Sender Freies Berlin 1989
- „Kindertransport“ vom National Holocaust Centre & Museum in Nottinghamshire, England, unter: www.holocaust.org.uk/kindertransport
Vorderseite der Karte
Stargard, den 9.1.43
„Liebe Hilli, lieber kl.(einer, d.A.) Frank. Gestern schrieb ich eine Karte aus Stettin. Wir fuhren noch abends nach hier. Morgen weiter nach Danzig, und immer weiter. Hoffentlich seid ihr beide gesund. Ich werde wohl nichts von (Euch-d.A.) hören, um so mehr denke ich (an Euch-d.A.). Heute ist Sonntag, uns geht es allen gut, aber was wird später. Bleibt ihr nur gesund und sei tapfer. Ich sehe und höre viel großes Leid, bin mit Auto nach Stettin gekommen. Es brennt noch alles, es (sieht-d.A.) grauenhaft aus.
Rückseite der Karte
Poststempel vom 10.1.1944, Stargard/Pommern
Frau Hilde Pettick
Stralsund/Pom.
Alte Rostockerstr. 8 I
Habt Ihr Nachricht von Vati, grüßt alle. (Ich-d.A.) schreibe auch an Adolf. Ich danke Dir für warme Sachen. Bloß meinen Kamm vermisse (ich-d.A.) sehr, und den andern habe (ich-d.A.) schon eingebüßt. Nun beschütze Euch Gott. Nun küßt Euch Eure Oma. Ich reise mit vielen. Nicht auf Nachricht warten.
Wenn es irgendwie geht schreibe ich.“ (auf dem Kopf geschrieben, Anmerkung Autor)
„Enemy Alien“
Die Bezeichnung „Enemy Alien“ wird seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für Ausländer gebraucht, die sich dauerhaft oder zeitweise in einem Staat aufhalten, der sich mit ihrem Herkunftsland in einem militärischen oder nicht-militärischen Konflikt befindet. Der Begriff wurde bereits im Ersten Weltkrieg genutzt und fand auch mit Beginn des Zweiten Weltkrieges seine sofortige Anwendung.
Ohne Unterschied wurden bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nach Großbritannien geflüchtete Deutsche – in der Mehrheit Juden – zu „Enemy Aliens“ erklärt und konnten sich nur unter Auflagen1 frei bewegen. Auch war es ihnen verboten, Fahrzeuge, Rundfunkgeräte, Landkarten und Kameras zu besitzen.
Im Herbst 1939 wurden die betreffenden Personen kategorisiert und durch örtliche Tribunale ihr Gefährdungsgrad für den britischen Staat festgestellt. Nur diejenigen, die in der Gruppe „A“ erfasst waren, wurden interniert. Jüdische Erwachsene und im Arbeitsprozess stehende Flüchtlinge aus Deutschland erhielten in der Regel den Status „C“ zuerkannt und waren damit von der Internierung ausgeschlossen. Von allen nach England geflohenen Geschwistern der Erich Joseph-Familie haben sich die Registrierungskarten dieser Tribunale erhalten2.
Nach dem Überfall Deutschlands auf die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich im Frühjahr 1940 wurden auch die EA der Gruppen „B“ und „C“ interniert – Österreicher, Deutsche, ab Ende Mai auch Frauen zwischen 16 und 60 Jahren. Es fand eine erneute genaue Untersuchung statt. Da die Internierungslager an ihre Belastungsgrenzen gekommen waren, verschiffte man mehrere Tausend Internierte im Sommer 1940 nach Australien, Kanada und Neuseeland. Eines dieser Schiffe, die mit 1.150 Betroffene beladene „Arandora Star“3 wurde auf dem Weg nach Kanada torpediert und sank.
Dieses Ereignis und bekannt gewordene Misshandlungen von Internierten in den Lagern führten zu Parlamentsdebatten in England und letztendlich zur Einstellung der Transporte, später auch der Internierungen. Die Personen wurden vor die Wahl gestellt entweder in Australien und Übersee zu bleiben, in die britische Armee als Freiwillige einzutreten oder nach England zurückgebracht zu werden.
Bei den Kindern, die mit den Kindertransporten Ende 1938/Anfang 1939 nach England gekommen waren, sah die Lage etwas anders aus. Diejenigen, die in der Zwischenzeit älter als 16 Jahre waren und nicht bei Pflegefamilien, wurden genauso interniert4 und behandelt wie andere „Enemy Aliens“. Einige von ihnen nutzten später die Chance und traten in die britische Armee ein, um aktiv etwas gegen Hitler zu tun. Zu diesen zählte auch Wolfgang Fliesswasser aus Stralsund.
Von anderen Stralsundern ist leider nicht bekannt, ob sie ebenfalls interniert wurden. Jüngere Kinder, deren Pflegeeltern für sie bürgten, wurden wie andere britische Kinder in das Landesinnere geschickt und dort vor deutschen Bombenangriffen in Sicherheit gebracht.
Auch die USA aktivierten nach dem Angriff auf Pearl Harbor all jene Paragraphen der Verfassung, die eine Internierung von „Enemy Aliens“ ermöglichten. Der Prozess der Internierung entsprach dem vorher geschilderten in Großbritannien. Anders als in Großbritannien hielt man in Amerika die Lager aber bis 1948 offen.
Quellen:
- World War II Enemy Alien Control Program Overview, Staatsarchiv der USA, World War II. Enemy Alien Control www.archives.gov, abgerufen am 12. Februar 2022
- Wikipedia, Enemy Alien, www.wikipedia.de
- Mark Jonathan Harris/Deborah Oppenheimer: Kindertransport in eine fremde Welt, Goldmann Verlag München, 2000
Die Reichsfluchtsteuer war eine 1931 eingeführte Sondersteuer, die bei der Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland fällig wurde. Sie belief sich auf 25% des Vermögens und war mit rechtlichen Strafmaßnahmen verbunden. Ursprünglich sollte sie der Kapitalflucht als Folge der Weltwirtschaftskrise entgegenwirken.
Unter den Nationalsozialisten wurde sie auch von denjenigen erhoben, die zwangsweise – aus Furcht vor Verfolgung und Internierung in Konzentrationslagern – Deutschland verließen ohne diese Steuer zu entrichten. Bei illegalem Verlassen des Landes wurde das Vermögen beschlagnahmt. Der „Deutsche Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger“1 veröffentlichte entsprechende Steuersteckbriefe und forderte dazu auf, den Angezeigten bei Aufenthalt im Inland vorläufig festzunehmen.
Ab 1934 erliessen die Finanzbehörden Sicherheitsbescheide in Höhe der Reichsfluchtsteuer, wenn der Verdacht auf Auswanderung bestand. Damit war ein Viertel des Vermögens automatisch gesperrt. Ab 1938/39 wurden diese Sicherheitsbescheide dann ohne weiteren Verdachtsmoment auf alle vermögenden Juden angewandt.
Eine weitere willkürliche Sondersteuer war die „Judenvermögensabgabe“, die auf der Grundlage der „Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit“2 vom 12. November 1938 gezahlt werden musste. Sie wurde von Hermann Göring nach dem Attentat auf den deutschen Legationssekretär Ernst Eduard vom Rath durch Herschel Grynszpan erlassen und verlangte von den Juden eine „Sühneleistung“ in Höhe von einer Milliarde Reichsmark. Im Stadtarchiv Stralsund hat sich eine derartige Zahlungsaufforderung, gerichtet an Dora Zimmerspitz, erhalten.
Quellen:
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 436
- „Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit“, Reichsgesetzblatt Teil I, Jahrgang 1938, S. 1579
- https://digi.bib.uni-mannheim.de/periodika/reichsanzeiger, abgerufen am 12.04.2022
1 Der „Deutscher Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger“ war das Amtsblatt des Deutschen Reiches und erschien bis 1945 täglich außer an Sonn- und Feiertagen. Er veröffentlichte Personalangelegenheiten und Verwaltungsverordnungen des Reiches, kurze Berichte aus der Arbeit des Reichstags. In der Zeit des Nationalsozialismus erschienen hierin auch die Listen der „ausgebürgerten“ Juden und die Steuersteckbriefe illegal verzogener Juden.
2 Vgl. Dazu RGBl. I S. 1579
Albert Speer (1905-1981), Hitlers Baumeister und Rüstungsminister, unterstand ab 1938 ein Baustab, der die Belieferung der Baustellen für den von ihm geplanten Umbau Berlins zur Welthauptstadt Germania zu gewährleisten hatte. Nach Kriegsbeginn konzentrierten sich dessen Transporte auf Rüstungsbauwerke und Bauten der Luftwaffe.
Mit der Umbenennung in NSKK1-Transportstandarte Speer wurde die Einheit für den Nachschub aller Frontabschnitte der deutschen Luftwaffe zuständig. Die Transportstandarte Speer war militärisch organisiert. Bis 1944 umfasste sie 10 Regimenter, die Munition aus Speers Rüstungsfabriken an die Luftwaffe und das Heer lieferten.
Im September 1942 wurde daneben die paramilitärische Legion Speer gegründet, die durch die Anwerbung von ausländischen Fahrern, Kriegsgefangenen, Freiwilligen und Zwangsarbeitern dem permanenten Mangel an Kraftfahrern begegnen sollte.
Im Juli 1942 wurden die NSKK-Transportbrigade Speer und die Legion Speer mit der NSKK-Transportbrigade Todt zusammengelegt. Sie erhielt im Juni 1944 den Namen „Transportkommando/Transportkorps Speer“.
1 NSKK bedeutet Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps. Das NSKK war Teil der NSDAP-Strukturen und durfte nur deutsche Staatsbürger beschäftigen.
Beiträge
- Die Stralsunder Synagoge
- Jüdische Friedhöfe Stralsunds
- Warenhäuser Wertheim und Tietz
- Zeitzeugenbericht Alfred Mandelbaum
- John Horneburgs Auseinandersetzung mit dem Regime
- Briefe ehemaliger Stralsunder Juden an Eberhard Schiel, 1 und 2
- Familienchronik der Keibel-Cohns
- Geschäftschronik der Lederwarenhandlung "Gebrüder Blach"
- Grundstückseigentum und Gewerbe der Stralsunder Juden
- Die "Polenaktion"
- Zeitzeugenbericht Heinrich David Cohn
- Euthanasie, Sterilisation und Aktion T4
- Die Lubliner Judenliste
- „Fabrikaktion“ und „Rosenstraße-Protest“
- Brief Guido Fraenkels betreffs Zuordnung eines Zwangsnamens (Abschrift)
- Aktionsjuden
- Das Massaker im Garten des Jüdischen Krankenhauses Budapest
- Brief Guido Fraenkel an den Oberbürgermeister betreffs Zwangsname
- Bericht über den Verkauf der jüdischen Betriebe von Max Cassel und Josef Rotenberg, August 1938
- Brief Regina Pila an Oberbürgermeister betreffs Verkauf Frankenstraße 81
- Brief Therese Neumann betreff Zwangsname
- Verordnung über Firmen von entjudeten Gewerbebetrieben, 27. März 1941
- Silvesterfeier glich einem Tanz auf dem Vulkan
- Brief von Bert Cohn
- Grußwort Bärbel Beyer-Cohn an Schüler des Hansa-Gymnasiums Stralsund, November 2021
- Artikel aus Pommerscher Zeitung, 28. Juni 1935, "Juda heiratet"
- Namensliste der auszuweisenden polnischen Juden
- Negativentscheid zu Verkauf Tribseer Damm 53
- Artikel Pommersche Zeitung, 19. August 1935, "Jude Gans vom Außendienst ausgeschlossen"
- Artikel Pommersche Zeitung, 08. Juli 1938, "Jüdische Geschäfte gekennzeichnet"
- Artikel Pommersche Zeitung, 16. August 1935, "Die jüdische Pfandleihe"
- Artikel aus "Völkischem Beobachter", 16. November 1938, "Deutsche Schulen judenfrei!"
- Artikel aus Pommerscher Zeitung, 15./16. November 1938, "Was ist den Juden in Deutschland noch erlaubt?"
- Bericht über die Arisierung des letzten jüdischen Betriebes in Stralsund
- Bescheid über weiteren Teil der Judenvermögensabgabe
- Zeitzeugenbericht Ilse Eckdisch, Haifa
- Zusammenfassung des Interviews mit Mia Findling, geb. Kösten, InterviewCode:27820, USC Shoah Foundation Visual History Archive, USC Shoah Foundation, aufgenommen am 7. März 1997, Buenos Aires, Argentinien, abgerufen im August 2021
- Biografie Moritz Joseph, nach Hedwig Joseph
- Schriftwechsel zur Causa Warsany-Horneburg, 1937
- Artikel aus Pommerscher Zeitung, "Geschickte Tarnung", Pommersche Zeitung Nr. 205, 03.09.1935
- Transkript des Briefes von Frieda Zeeck betreff Zwangsname
- Die Rettung des Fotoalbums der Familie Joseph, lt. Karen Martin (Tochter)
- Antrag David Mandelbaums auf Überlassen eines Einzelhandelsgeschäftes
- Chronologie der Judenverfolgung in Stralsund
- Zeitzeugenbericht zu Isidor Lewkowitz, zitiert nach Eberhard Schiel "Braune Schatten überm Sund"
- Zeitzeugenbericht zur Familie Hilzheimer, zitiert nach Eberhard Schiel
- Feier der Synagogengemeinde Stralsund, Artikel aus der "Central-Verein-Zeitung" vom 14.10.1937, abgerufen am 30.01.2021,11:07
- Briefe Adolf Polewoy
- Eintrag Hermann Sobels im "Remembrance Book" der CSAIR New York
- Brief Eugen Fenyves an seine Ehefrau
- Erinnerungen von Kurt Zimmerspitz, Buenos Aires
- Briefe Margot Strauss, Privatsammlung Eberhard Schiel
- Briefe Gaby Glassmann, Privatsammlung Eberhard Schiel
- Brief L. Kuhsen, März 1967, Privatsammlung Eberhard Schiel
- Brief Beate Bölsche, Privatsammlung Eberhard Schiel
- Artikel aus der Ostseezeitung vom 12. November 2020
- Zeitzeugenbericht zur Familie Dorn
- Polizeibericht zur Umbenennung der "Fischconservenfabrik S. Cassel"
- Artikel der Pommerschen Zeitung Nr. 162 vom 15. Juli 1935, "Cohn und Mandelbaum in Schutzhaft"
- Artikel der Pommerschen Zeitung vom 6. Juli 1935, "David Cohn will eine rassevergessene Arierin heiraten" (Abschrift)
- Artikel der Pommerschen Zeitung vom 13. Juli 1935, "Unerhörter Skandal um David Cohn" (Abschrift)
- Liste der Namen und Daten des Jüdischen Friedhofs Stralsund
- Zeitzeugenbericht David Mandelbaum
- Zeitzeugenbericht Kurt Zimmerspitz
- Ausschnitt aus "Die Arisierung jüdischen Besitzes in Stralsund" betreffs Hans Hammerschmidt
- Zeitzeugenbericht zu Carl Böhm
- Abschrift des Berichtes zum Verkauf der Grundstücke Tribseer Straße 22, Ossenreyerstraße 21/22
- Fritzi L. Benesch (Übersetzung eines Nachrufs, veröffentlicht im San Francisco Chronicle, 3.-7. Oktober 2012)
- Liste der vorgeschriebenen jüdischen Vornamen
- Die Interviews der USC Shoah Foundation
- "Von mehr Leid Liedlein singen", Ausstellung im Stralsund-Museum
- Das Sammellager St. Cyprien/Frankreich
- Kindertransporte nach England
- Transkription des Kartentextes F. Barthel, Autor: E. Schiel, Stralsund
- Fremder aus Feindesland
- Die Familie Liebenthal in einer Recherche von Uwe Hansen, Ingenieur-Akademie Wismar, Elektrotechnik, 2022
- Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe
- Transkription der Schülerzeitung 1926
- Original der Abschlusszeitung des Abiturjahrganges von 1926, überreicht an das Hansa-Gymnasium 2022 durch Gaby Glassmann
- Originalbriefe Margot Strauß an Eberhard Schiel
- Transportbrigade Speer
- Erinnerungen von Hans Reupert
- Stolpersteine für Margot Kotljarski und Familie Wein
- Biographische Details zu Ruth Blach, geb. Unger
- Gedenken an NS-Opfer: Stralsund bekommt neue Stolpersteine, Eine Reportage des NDR
- We Remember Sam Sobel
- Elementor #14415
- Verlegung von Stolpersteinen Panski, Ostseezeitung vom 7./8. 09.2024