„…ich will ihnen in meinen Mauern ein Gedenken und einen Namen geben, besser als den von Söhnen und Töchtern, einen ewigen Namen, der nicht ausgelöscht wird.“ Jesaja 56,5
Diese Zeilen der Gedenkstele im ersten Vorhof von St. Johannis in Stralsund begleiten jeden Menschen, der sich mit der Geschichte der Juden während der NS-Zeit an diesem Ort beschäftigt. Sie hat in Form von Stolpersteinen und – schwellen und mit den Warenhäusern aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts heute noch sichtbare Zeugnisse im Straßenbild hinterlassen. Das vorliegende Gedenkbuch bietet erstmals einen gesamten Überblick über diesen Personenkreis und hat sich zum Ziel gesetzt, das Wissen um die Namen und Einzelschicksale der über 140 jüdischen Bürger der Stadt weiter zu vertiefen und zu fördern. Es entstand auf der Basis von Recherchen in den zahlreichen Dokumenten des Stralsunder Stadtarchivs sowie anderer Standesämter und Archive, den bisherigen Veröffentlichungen zum Thema „Juden in Vorpommern“, insbesondere den bereits vorliegenden Publikationen von Eberhard Schiel und Prof. Wolfgang Wilhelmus (siehe Quellenverzeichnis), der Ergebnisse der Volkszählung von 1939, der vom Vorstand der Synagogengemeinde Stralsund angelegten Mitgliederlisten der Jahre 1934 und 1938 und Daten öffentlich verfügbarer Datenbanken des Internets, wie z. B. der in Yad Vashem angelegten für die Holocaustopfer und des vom Bundesarchiv herausgegebenen „Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“. Es werden alle die Personen erfasst, die vor und während der NS-Zeit (ab 1856) in Stralsund geboren wurden, hierher eingeheiratet haben und die Zeit der Shoah in der Stadt miterlebt haben, die seit den 1920er Jahren bis 1945 zeitweise oder ständig in Stralsund lebten, ungeachtet der Tatsache ob sie Mitglied der Synagogengemeinde waren oder nicht. Auch die nichtjüdischen Ehepartner und Kinder von Juden sind in der Datenbank enthalten, denn sie waren genau wie ihre Partner bzw. Eltern der nationalsozialistischen Propaganda, Verfolgung und Demütigung ausgesetzt. Dabei ist das Gedenkbuch nicht als abgeschlossen zu betrachten. Nur die grundlegenden Angaben sind durchweg erfasst, vieles wartet noch auf eine detaillierte Recherche. Datensicherheit, Persönlichkeitsrechte und eine ungleiche Datenlage bei den einzelnen Personen führen zu teilweise unterschiedlich langen biografischen Texten. Bei den Ortsangaben der Geburtsorte haben wir uns an den archivarisch vorgefundenen Quellen und Schreibweisen orientiert und, wenn möglich, die heutige Schreibweise und Lokalisierung festgehalten. Die Schreibung der Namen entspricht ebenfalls der im Archiv vorgefundenen Variante. In Ausnahmefällen wurde eine zweite Variante hinzugefügt, die nach der Flucht aktenkundig oder seitens der Nachfahren benannt wurde. Nicht für alle Personen war eine Feststellung der genauen Todesumstände und – orte oder Schicksale möglich. In diesen Fällen erscheinen diese Felder leer oder mit „Unbekannt“. (Heute lebende Personen tauchen ohne die Angabe der letzten beiden Datenfelder auf.) In zwei weiteren Kapiteln veröffentlichen wir Dokumente aus verschiedenen Quellen, die die Geschehnisse der Zeit beleuchten, Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und eigene schriftliche Dokumente der erfassten Personen darstellen. Die jeweilige pdf-Datein kann durch Öffnen des Kopfes (Mauszeiger an oberen Rand führen) in das Bild zum Lesen eingepasst und umgeblättert werrden. Da wir eine aktive Nutzung der Datenbank anstreben, haben wir Quellenmaterial, Links und weiterführende Literatur zum Thema zusamengetragen. Allen Nutzern und interessierten Lesern sei gedankt für die Aufmerksamkeit, mit der sie sich dem Thema nähern. Sollten Sie ergänzendes Material zur Verfügung stellen können, Anmerkungen haben oder auch weiterführende Daten beibringen können, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren.