Vorname | Martha, geb. Schönborn-Itzigsohn |
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Nachname | Cohn |
Geburtsname | Schönborn-Itzigsohn |
Geburtsdatum | 15.08.1871 |
Geburtsort | Nakel (Naklo), Oberschlesien,heutiges Polen |
Wohnort(e) |
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Beruf | Händlerin, Geschäfstinhaberin, Hausbesitzerin |
Geschäftsadresse | Mönchstraße 37, Stralsund |
Familienstand | verwitwet |
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Verwandschaftsverhältnis | Witwe von David Cohn (1867-1928), Mutter von Siegbert (1896-1940), Hugo (1899-1940), Martin(1900-1940), Max (1909-1940) |
Deportation | 12.02.1940 Piaski |
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Todesdatum | 24.11.1940 |
Sterbeort | Ghetto Piaski |
Martha Cohn, geb. Schönborn-Itzigsohn, und Familie
Martha Cohn wurde am 15. August 18711 in Nakel (heute: Naklo, Polen) als Tochter von Simon Itzigsohn (1814-ca.1883) und dessen zweiter Ehefrau Ernestine, geb. Schönborn (bis ca.1883) geboren. Sie war das jüngste Kind der Familie und verbrachte ihre Kindheit in Nakel, wo ihr Vater als Lederwarenhändler tätig war.
Martha Schönborn-Itzigsohn heiratete, wahrscheinlich 1895, den aus Brachnowo/Polen stammenden Kaufmann David Cohn (1867-1928). In Damerau/Schlochau kamen die Söhne Siegbert (1896), Hugo (1899), Martin (1900) und Erich (1903) zur Welt. Dann zogen die Cohns Richtung Norden, wo am 13. Oktober 1909 der letzte Cohn-Sohn, Max, in Bromberg zur Welt kam.
In den Wohnungsanzeigern Stralsunds taucht die Familie Cohn erstmals 1910 auf. David Cohn kaufte in der Mönchstraße 37 das von Lazarus J. Moses 1883 gegründete Geschäft für Herrengarderobe. Nach Davids Tod 1928 führte Martha das Geschäft weiter. Die Familie Cohn wird 1934 und 1938 als Mitglied der Synagogengemeinde geführt. Die Söhne heirateten nicht und die Familie lebte zusammen in der Mönchstraße 37, über den Geschäftsräumen. Bis auf Martin arbeiteten alle Söhne im elterlichen Geschäft mit. Anfang 1930 wurde der mittlere Sohn Erich in seinen Räumen tot aufgefunden, ohne dass eine Todesursache ermittelt werden konnte.
Martin Cohn studierte nach Beendigung der Schule Medizin in Greifswald, Rostock, Freiburg, Breslau und Rostock. Nach dem Verlust der Approbation aufgrund der nationalsozialistischen Gesetze kehrte er 1935 nach Stralsund in sein Elternhaus zurück.
Im Oktober 1938 mussten alle Familienmitglieder die Zwangsnamen „Sara“ bzw. „Israel“ annehmen.
Um das Geschäft und die Existenzgrundlage der Familie zu retten, vermietete Martha Cohn die Räume und verkaufte im Oktober 1938 das Inventar und den Warenbestand an den Barther Kaufmann Otto Roggmann. Von nun an lebten sie auf der Grundlage ihrer Ersparnisse.
Martha Cohn und ihre Söhne gehörten zu den ersten Stralsunder Juden, die mit der Deportation am 12./13. Februar 1940 nach Piaski Heimat, Besitz und ihr Leben verloren. Martha und ihr jüngster Sohn Max verstarben noch 1940 in Piaski; Max im Juli und Martha im November. Für Siegbert, Hugo und Martin konnte kein konkretes Datum ermittelt werden. Ihr Todesdatum lautet offiziell 1940.
Vor dem Geschäft in der Mönchstraße 37 liegen seit 2008 Stolpersteine für Martha, Siegbert, Hugo, Max und Martin.
Quellen:
- Sterberegister der Stadt Stralsund
- Wolfgang Wilhelmus, Die Lubliner Judenliste, in: Zeitgeschichte regional, Hrsg. Geschichtswerkstatt Rostock
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 440, Jüdische Vornamen
- Wohnungsanzeiger der Stadt Stralsund 1910-1941
- Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz (25. Juli 1938), in: documentArchiv.de [Hrsg.],http://www.documentArchiv.de/ns/1938/reichsbuergergesetz_vo04.html, Stand: 14. Februar 2021
1 Es existieren zwei unterschiedliche Geburtsdaten. Einige Dokumente des Stadtarchivs Stralsund weisen den 15. Juli 1871 als Geburtsdatum aus; die Lubliner Deportationsliste vom 12. Februar 1940 und die Liste der Jüdischen Gemeinde Stralsund von 1938 zeigen das Datum 15. August 1868.
2. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. Juli 1938