Vorname | Hans |
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Nachname | Hammerschmidt |
Geburtsname | |
Geburtsdatum | 15.04.1893 |
Geburtsort | Berlin |
Wohnort(e) |
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Beruf | Obst- und Gemüsehändler |
Geschäftsadresse | Wasserstraße 56, Stralsund |
Familienstand | verheiratet |
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Verwandschaftsverhältnis | Ehemann von Frieda Hilda Priboth (geb. 1899) |
Deportation | 1943/44 Slupsk |
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Todesdatum | |
Sterbeort | unbekannt |
Hans Hammerschmidt und Familie
Hans Hammerschmidt wurde am 15. April 1893 als unehelicher Sohn der jüdischen Verkäuferin Agnes Charlotte Freiwirth, geschiedene Jürgens, verheiratete Hammerschmidt in der Universitäts-Frauenklinik Berlin geboren. Seine Mutter erscheint 1904 im Adressbuch von Altona als Inhaberin eines Korsettgeschäftes genannt, das sie wohl bis zum Jahr 1924 führte. An derselben Anschrift ist auch der Kaufmann Max Hammerschmidt in den Jahren 1904 bis 1924 aufgeführt.
Anfang August 1902 erkannte der jüdische Altonaer Kaufmann Max Hammerschmidt (gest. 1924), der zu diesem Zeitpunkt in der Reichenstraße 13 in Altona lebte, Hans als seinen leiblichen Sohn an. Dies geht aus einer beglaubigten Abschrift seiner Abstammungsurkunde1 hervor. Hans Hammerschmidt war kein Mitglied der Stralsunder Synagogengemeinde.
Hans heiratete am 29. Dezember 1921 in Berlin die Nicht-Jüdin und evangelisch getaufte Gastwirtstochter Hilda Priboth, geb. 1899 in Tilsit. Er selbst wohnte im pommerschen Loitz, wo er als Kaufmann tätig war. Im Adressbuch von Stralsund aus dem Jahr 1927 wird er erstmals mit Stralsunder Anschrift genannt. Obwohl Hans in den Adressbüchern wiederholt als Händler erscheint, wird er erst 1935 konkret als Obst- und Gemüsehändler an der Wasserstraße 56 mit einer eigenen Geschäftsadresse benannt Sein Name wird sowohl in der Liste der Stadtverwaltung zu den jüdischen Geschäften in Stralsund vom August 1938 als auch in den Veränderungslisten zu den Juden und „Mischlingen 1. Grades“ vom Dezember 1938 geführt. Auf die Eintragung seines Zwangsnamens „Israel“ folgte die Abwicklung seines Geschäftes, die im Dezember 1938 dem Stralsunder Bücherrevisor Otto Bliefert übertragen wurde, der am 3. Juni 1939 seinen abschließenden Bericht vorlegte und feststellte, dass „…nicht genügend Masse vorhanden ist, um die Gläubiger voll befriedigen zu können“2. Sein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wurde vom Amtsgericht abgelehnt, so dass Hans Hammerschmidt fortan als Schuldner galt.
Zum Zeitpunkt des Abschlusses der Abwicklung befand sich Hans wegen einer anderen Anklage in Untersuchungshaft beim Amtsgericht in Stralsund. Er war bereits am 20. Dezember 1938 durch die Gestapo verhaftet worden. Die Dokumente des Stadtarchivs berichten, dass er zur Abholung seiner neuen Kennkarte als „Volljude“ – bis zu diesem Zeitpunkt hatte er als „Mischling 1. Grades“ gegolten – demonstrativ mit dem Abzeichen der NSDAP am Revers in der Polizeibehörde erschienen war. Da die Mitgliedschaft in der NSDAP für Juden und „Mischlinge“ verboten war, wurde er von einem Gericht daraufhin zu 13 Monaten Haft verurteilt.
Aus den Dokumenten des Arolsen-Archivs ist ersichtlich, dass Hans Hammerschmidt danach nach Stolp (Slupsk) deportiert wurde. Eine letzte Nachricht aus Stolp erreichte seine Ehefrau im Januar 1944. Dann verliert sich seine Spur.
Seine Ehefrau, Hilda Hammerschmidt, meldete sich am 16. Februar 1939 mit Wohnsitz an der Adresse ihrer Eltern3 in Berlin, Greifswalder Straße 212 ab. Sie überlebte den Zweiten Weltkrieg und stellte 1946 beim Zentralkomitee für die Befreiten Juden in der Amerikanischen Besatzungszone einen Suchauftrag nach Hans Hammerschmidt, der jedoch ohne Ergebnis blieb4. Diesen Dokumenten nach hat Hilda ein zweites Mal geheiratet5 und war in die Gemeinde Weitnau im Allgäu gezogen. Letzteres konnte allerdings nicht durch Meldedokumente bestätigt werden.
Quellen:
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- Wohnungsanzeiger Stralsund 1924-1951
- www.arolsen-archives.de, abgerufen am 7. Dezember 2021, 20:42
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 439
- Wohnungsanzeiger Berlin 1941, 1957
- Wohnungsanzeiger Altona 1904-1929
- Landesarchiv Berlin, Eheeintrag Nr. 1453/1921
- Landesarchiv Berlin, Geburtseintrag GU 742/1893, P Rep. 809, Nr. 249
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 440, 435, 441
1 Vgl. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 439, Blatt 76
2 Vgl. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 441, Blatt 296
3 Vgl. Wohnungsanzeiger Berlin 1941
4 enthalten in den Dokumenten des Arolsen Archives, abgerufen am 7.Dezember 2021
5 Einer Aktennotiz auf dem Eheeintrag von Hans und Hilda Hammerschmidt zufolge, heiratete sie am 21.September 1943 im Standesamt Ragnit/Kaliningrad erneut.