Vorname Marie, geb. Bremer
Nachname Krackow
Geburtsname Bremer
Geburtsdatum 05.01.1864
Geburtsort Stralsund
Wohnort(e)
  • Stralsund, Külpstraße 15
  • Gleiwitz, heute Gliwice (Pln.), Wernickestraße 9
  • Berlin-Wilmersdorf, Ludwigkirchstraße 10a
  • Berlin-Weißensee, Albertinenstraße 20
Beruf ohne
Geschäftsadresse ohne
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehefrau von Emil Otto Krackow (1855-1919), Mutter von Margarethe Hilde Kliem (1895-1981), Ilse Krackow (Jg. 1894), Theodora Kempski (Jg. 1892) und Otto Hans Krackow (Jg. 1897)
Deportation keine
Todesdatum 29.11.1941
Sterbeort Berlin-Wilmersdorf

Marie Krackow[1], geb. Bremer

Marie Krackow wurde am 5. Januar 1864 als älteste Tochter des jüdischen Buchhändlers Siegmund Bremer (1832-1905) und seiner Ehefrau Anna David (1833-1901) in Stralsund geboren. Ihr Vater Siegmund war am 27. Februar 1857 Bürger von Stralsund geworden und hatte den Buchladen und die Leihbibliothek Riefenstal am Alten Markt 1 erworben, in dem er bereits vorher angestellt gewesen war. Mit ihren Geschwistern Otto (1862-1936) und Helene (1867-1945) verlebte Marie ihre Kindheit in der Külpstraße 15. Sie wurde in Stralsund evangelisch getauft und konfirmiert.

Am 15. Oktober 1891 heiratete Marie in Stralsund den aus Dahme, Kreis Jüterbog stammenden nichtjüdischen Lehrer Emil Otto Krackow (1855-1919). Die nächsten drei Jahre lebte das junge Ehepaar in Spremberg, wo Otto Krackow bis Mai 1894 als Turn- und Zeichenlehrer am Realprogymnasium tätig war. Hier in Spremberg wurden die beiden Töchter Ilse[2] (Jg. 1894) und Thea/Theodora[3] (Jg. 1892) geboren. Die Familie zog 1894 nach Stralsund, wo Otto bis September 1898 als Turn- und Zeichenlehrer am Städtischen Realgymnasium arbeitete. In Stralsund erblickten die Tochter Hilde[4] 1895 und 1897 der einzige Sohn Hanns[5] Otto das Licht der Welt.

1898 verließ Otto Krackow mit der Familie Stralsund und wurde in Altona[6] tätig. Im Oktober 1901 folgte dann der Umzug nach Gleiwitz, wo Otto an der „Preußischen Maschinenbau-und Hüttenschule“ das Unterrichtsfach Maschinenbau lehrte. Er starb bereits früh – am 13. Januar 1919 – in Gleiwitz. Nach dem Tod ihres Mannes zog Marie nach Berlin. Sie erscheint noch 1924 im Adressbuch von Gleiwitz; 1928/29 ist sie bereits nicht mehr verzeichnet. Der Zensus von 1939 erfasst sie dann mit der Adresse Ludwigkirchstraße 10a in Berlin-Wilmersdorf. An der gleichen Adresse findet sich auch der Name von Alice Bremer, geb. Hirsch, der Witwe von Franz Bremer (1856-1918), einem Cousin von Marie Krackow. Ob beide verwitwete Frauen es vorzogen, diesen schwierigen Zeiten gemeinsam zu begegnen, kann von uns nicht belegt werden. Es ist aber durchaus denkbar.

Auf der im Stadtarchiv Stralsund vorhandenen Eheurkunde von Marie ist am 28. Dezember 1938 die Notiz über die Annahme des Zwangsnamens Sara aktenkundig gemacht worden. Bislang ist weitgehend unbekannt, in welchem Ausmaß die anderen Familienmitglieder darunter zu leiden hatten, dass Marie einem jüdischen Elternhaus entstammte.

Marie Krackow starb am 29. November 1941 im Bethanien-Krankenhaus am Mariannenplatz 2 in Berlin. Polizeilich gemeldet war sie in Weißensee, Albertinenstraße 20. Ihre Sterbeurkunde weist eine Notiz vom 21. April 1942 auf, die ausdrücklich auf ihre frühere mosaische Religion hinweist.

Quellen:

  1. Stadtarchiv Stralsund, Wohnungsanzeiger 1864-1941,
  2. Stadtarchiv Stralsund, Geburten- und Ehebücher 1864, 1891
  3. Stadtarchiv Stralsund, Rep. 23, Nr. 456, Fotoarchiv
  4. Arolsen-Archive, abgerufen am 22. August 2023
  5. Preußische Maschinenbau- und Hüttenschule in Gleiwitz O/S, Bericht über die Schuljahre Ostern 1914-1920, unter: sbc.org.pl, abgerufen am 22. August 2023
  6. mappingthelives.com, abgerufen am 24. August 2023
  7. Stadtarchiv Prenzlau
  8. Adressbuch Gleiwitz 1914, 1924, 1928/29, unter: sbc.org.pl, abgerufen am 23. August 2023
  9. Adressbuch Berlin 1939, unter: digital.zlb.de, abgerufen am 23. August 2023
  10. Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, unter: bundesarchiv.de/Gedenkbuch, abgerufen am 23. August 2023.

[1] Es findet sich in den Dokumenten auch die alte Schreibweise „Krako“.
[2] Ilse ….
[3] Theodora heiratete später den Nichtjuden Karl Kempski (Jg. 1882) und lebte zum Zeitpunkt des Zensus 1939 in Breslau. Ihre beiden Kinder wurden in den 1920er Jahren in Dramburg, Pommern geboren.
[4] Hilde heiratete später den aus Oppeln stammenden nichtjüdischen Hochschullehrer Dr. Friedrich Kliem (Jg. 1894). Sie starb 1981 in Bad Neuenahr.
[5] Hanns studierte an der Technischen Hochschule Hannover und heiratete später die Nichtjüdin Ursula Gebauer (Jg. 1902). Ihre drei Kinder wurden in den 1920er Jahren geboren und lebten mit den Eltern während des Zensus von 1939 in Reichenbach (Eulengebirge) in Schlesien.
[6] Er wurde Lehrer an der Königlichen Maschinenbauschule Altona, ab 1. Oktober 1901 an der Königlichen Maschinenbau- und Hüttenschule Gleiwitz, heute die „Rote Chemie“ genannt und Teil der Schlesischen Technischen Universität.