Vorname | Martha, geb. Salomon |
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Nachname | Jaffe |
Geburtsname | Salomon |
Geburtsdatum | 19.07.1862 |
Geburtsort | Stralsund |
Wohnort(e) |
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Beruf | Hausfrau |
Geschäftsadresse |
Familienstand | verheiratet |
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Verwandschaftsverhältnis | Ehefrau von Martin Jaffe (1859-1915), Mutter von John Jacoby Joseph (1895-1990), Otto (1892-1962), Walter (1891-1943), Moritz (1890-1943) und Frieda Grubel (1898 -1999) |
Deportation | 17.08.1942, Transport I/46 Ghetto Theresienstadt |
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Todesdatum | 31.08.1942 |
Sterbeort | Theresienstadt |
Martha Jaffe, geb. Salomon
Martha Jaffe, geb. Salomon wurde am 19. Juli 1862 als jüngste Tochter des Stralsunder jüdischen Kaufmanns Philipp Salomon (gest. 1870) und seiner Ehefrau Friederike Wulff (1828-1898) geboren.
Mit ihren Geschwistern Julius (1857-1938), Emma Wertheim (1860-1930) und Friedel Blach (1859-1938) wuchs sie in Stralsund auf. Anfang des Jahres 1888 heiratete Martha den jüdischen Kaufmann Martin Jaffe (1859-19171) und zog mit ihm in seine Heimatstadt Parchim. Dort betrieb die Familie Jaffe seit ungefähr 1890 ein Manufakturwarengeschäft in der Straße Am Ziegenmarkt 2. Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1917 übernahm der älteste Sohn, Moritz (1890-1943), das Geschäft und baute es zu einem Kaufhaus aus2. Anfang der 1930er Jahre verließ die Familie Jaffe Parchim:
Moritz hatte – wahrscheinlich 1920 – in erster Ehe die Jüdin Irma Labandter geheiratet und ging mit seiner Frau und seinem Sohn Hans-Martin (1921-1944) nach Berlin3. 1934 ließ er sich von seiner ersten Frau scheiden und heiratete die aus Schneidemühl gebürtige Jüdin Hildegard Heymann (1909-1943). Kinder gibt es aus dieser zweiten Ehe nicht. Am 17. Mai 1943 wurden beide nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein Sohn Hans-Martin lebte in Hamburg und wurde 1938/39 im Konzentrationslager Buchenwald interniert. Es gelang ihm danach, nach Belgien zu emigrieren. Er konnte sich aber nicht retten. Nach der Besetzung Belgiens durch die Nationalsozialisten wurde er zunächst in das Internierungslager Le Fauga-Mazères4 und am 15. Mai 1940 nach Saint-Cyprien gebracht. 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort zwei Jahre später ermordet.
Im gleichen Jahr wie Moritz hatte auch die Jüngste, Frieda (1898-1999), geheiratet und war 1924 mit ihrer Familie nach Braunsberg in Ostpreußen5 gezogen. Ihr Ehemann, Martin Grubel, war Nichtjude und Verwaltungsangestellter. Er ließ sich 1933 von seiner jüdischen Frau scheiden. Frieda ging vier Jahre später mit ihren Kindern nach Berlin. Durch die Unterstützung der Berliner Israelmission gelang es ihr, 1939 mit ihren Kindern nach Schweden zu emigrieren. Sie kehrte nie zurück und starb 1999 in Göteborg. Ihre Kinder leben heute in Schweden.
Martha Jaffes Sohn Walter (1891-1943) heiratete die Jüdin Jenny Cohn (1899-1943) und zog über die Zwischenstationen Tessin und Hamburg ebenfalls nach Berlin6. Der Zensus von 1939 gibt für beide die Anschrift Eschenallee 13a in Charlottenburg an. Kinder sind aus der Ehe nicht bekannt. Walter und seine Ehefrau wurden am 26. Februar 1943 von Berlin aus nach Auschwitz deportiert und kamen dort um.
Walters jüngerer Bruder Otto (1892-1962) hatte mehr Glück. Auch er erlernte den Beruf eines Kaufmanns, heiratete aber anscheinend bereits vor seinen Geschwistern. Mit seiner Ehefrau, der Nichtjüdin Elly Krohn, hatte er die beiden Söhne Edgar (1918-1978) und Horst (1922-2006). 1927 ließ sich Otto von seiner ersten Ehefrau scheiden und heiratete ein zweites Mal. Aus der Ehe mit der Jüdin Edith Jaffé (geb. 1895) sind keine Kinder bekannt. Otto wurde von 1935 bis 1937 im Konzentrationslager Buchenwald interniert und danach weitere neun Monate im Konzentrationslager Dachau. 1939 konnte er mit seiner Familie nach Shanghai fliehen, kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück und ließ sich erneut in Berlin nieder. Dort starb er am 14. März 1962.
Marthas jüngster Sohn, John Jacoby Joseph (1895-1969), heiratete vor 1930 die Jüdin Hertha Clara Lewisohn (1903-1973) und lebte mit seiner Frau bis 1930 ebenfalls in Parchim, in der Friedrich-Franz-Straße 46. Nach dem Umzug nach Berlin hatte er wechselnde Anschriften. Ihm, seiner Frau Hertha und dem Sohn Gert Max (1924-2003) gelang im März 1939 die Emigration nach Brasilien. Nach den Angaben auf der Internetplattform www.geni.com heiratete John Jacoby ein zweites Mal; die Jüdin Martha Löwenstein (geb. 1900). Aus dieser Beziehung gibt es keine weiteren Kinder. John starb am 14. Juni 1969 in Brasilien.
Martha ging wie ihre verheirateten Kinder nach Berlin und wohnte bei ihnen. Sie erscheint in keinem der Berliner Adressbücher zwischen 1929 und 1939. Erst die Transportliste der Deportation zeigt uns, dass sie zu diesem Zeitpunkt bei ihrer Tochter Frieda Grubel in der Charlottenburger Dahlmannstraße 30 lebte. Am 17. August 1942 wurde Martha mit dem Transport I/46 vom Lehrter Bahnhof in Berlin aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert und starb dort am 31. des gleichen Monats.
Quellen:
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- Michael Buddrus/Sigrid Fritzlar: Juden in Mecklenburg 1845-1945, Lebenswege und Schicksale, 2 Bd., Schwerin 2019, Druckerei Weidner GmbH Rostock
- Juden im ehemaligen Deutschen Reich, unter: www.onlin-ofb.de, abgerufen am 22. Januar 2023
- www.Mappingthelives.org, abgerufen am 22. Januar 2023
- Geburtenbücher Stralsunds
- Familienstammbaum unter: www.geni.com, abgerufen am 22. Januar 2023
- Doreen Franck: Jüdische Familien in Parchim, Schriftenreihe des Museums der Stadt Parchim, Heft 7, Parchim, 1997
- Emigranten-Adressbuch für Shanghai, November 1939, unter: https://www.digibib.genealogy.net, abgerufen am 22. Januar 2023
- Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945, unter: www.bundesarchiv.de, abgerufen am 23. Januar 2023
- 1 Für Martin Jaffes Todesjahr taucht auch 1915 in einigen Dokumenten auf.
2 Siehe dazu Adressbuch von Parchim 1921.
3 Er taucht im „Jüdischen Adressbuch für den Großraum Berlin 1931/32“ mit der Adresse Regentenstraße 7 in Berlin-Tiergarten auf.
4 Das Lager Le Fauga-Mazères liegt im Departement Haute-Garonne der Region Occitanie in Frankreich und war Sammellager für Ausländer.
5 heutiges Braniewo in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.
6 Das „Jüdische Adressbuch für den Großraum Berlin 1929/30“ weist ihn als Kaufmann in der Fasanenstraße 15 in Berlin-Charlottenburg aus.