Vorname Schaja Sigmund
Nachname Kösten
Geburtsname
Geburtsdatum 27.05.1883
Geburtsort Kolomea (damals Österreich-Ungarn, heute Ukraine)
Wohnort(e)
  • Frankenstraße 42 und 29 in Stralsund
  • Stralsund Seestr. 3
  • Rostock Kistenmacherstraße 4
  • Rostock Schnickmannstr. 9
Beruf Kaufmann
Geschäftsadresse Rostock Kistenmacherstr. 4
Familienstand verheiratet
Verwandschaftsverhältnis Ehemann von Hanni Ackermann
Deportation keine
Todesdatum 20. August 1939
Sterbeort Rostock

Schaja Kösten

Schaja (Sigmund) Kösten wird 27. Mai 1883 in Kolomea (jetzige Ukraine nahe Iwanofrankiwsk, damaliges russisches Zarenreich)  als Sohn des Kaufmanns Chain und seiner Frau Feige, geb. Blatt, geboren.

Schaja wächst mit seinen Geschwistern

  • Sophie Kesten (31. August 1887 – gest. in Buenos Aires)
  • Serl Blatt (3. April 1895 – Todesdatum unbekannt))
  • Klara Kesten /geb. 9. April 1896 – 9. May 1966)
  • Jenny Kesten (unbekannt – unbekannt),
  • seinem Bruder  Heinrich (Zvi – geb. 4.April 1889, gest. 1952 in Israel)
  • und seinem Bruder Elias Hersch (geb. 23.6.1891, der seine Schwester Klara Kösten ehelichte) auf.

Schaja Kösten  wuchs deutschsprachig auf und  war somit imstande, über die jiddische Kommunikation hinaus sich in den  gebildeteren Kreisen zu bewegen. Pogrome und antisemitische Übergriffe, die auch wegen des hohen Zuzugs der Juden nach  Kolomea (50% der Bevölkerung) entstanden, waren einer der Gründe  für die Auswanderung der Köstens. Kurz vor der Auswanderung verstarb der Vater von Schaja und die Mutter zog mit ihm und ihren Kindern  nach Magdeburg.

Am 1.März 1910,  mit 27 Jahren, heiratete Schaja Hanni Hinde Ackermann (geb.10.August 1888 in Dünaburg/Lettland). Die Hochzeit findet in Bodenbach (tschechischer Name Decin, vermutlich nahe der tschechischen Grenze), statt, bald  danach   folgt der Umzug nach Stralsund, zunächst  in die Frankenstraße 42. Erstmals taucht der Name Kösten im Adressbuch von 1911 auf. Das Ehepaar  kommt also 1910 nach Stralsund und mietet die Wohnung und ein Geschäft in der Frankenstraße 42.

Schaja und Hanni Hinda  bekommen vier Kinder.

  • Ella, geb. 5. Feburar 1912 (wird Kontoristin)
  • Margot, geb. 22. April 1915, (wird Schneiderin und flieht mit 21 Jahren nach Palästina, wo ihr Bruder und andere Verwandte bereits wohnen).
  • Mia, geb. 9. Juli 1917  (wird kaufmännischer Lehrling) und
  • Heinz, geb.18 Apr 1919 (keine Erwähnung des Berufes, da er bereits mit 15 Jahren nach Palästina emigriert.)

Alle vier Kinder sind in Stralsund zur Welt gekommen.

Im Adressbuch von 1920 finden wir dann  erstmalig den Eintrag: „Kösten, Siegmund, Partiewaren. Mitinhaber Firma Heinrich, Kösten & Co., Frankenstraße 29“.

Im Adressbuch von 1924 bis 1926 (Stand Oktober 1925) tauchen die Köstens in der Seestraße 3 als Mieter auf. Danach  zieht die Familie nach Rostock, zunächst  in die Augustenstraße 126 , Grundstücksnummer 181,  später  in die Kistenmacherstraße 4.

Am 6. Oktober 1925 gründete Schaja zusammen mit seinem Bruder Heinrich, der noch in Magdeburg wohnte, die offene Handelsgesellschaft „Gebrüder Kösten“. Hinzugesellt sich Adolf Fisch, der 1926  als Gesellschafter in das Geschäft eintrat. Adolf Fisch heiratete in die Familie ein. Ab 14.01.1929 ist Schaja alleiniger Inhaber der Firma „Gebrüder Kösten“. Das Grundstück Kistenmacherstraße 4 wird am 5. November 1930 auf den Eigentümer Siegmund Kösten übertragen.

Das Diktat der nationalsozialistischen Regierung vom 14. Juli 1933 (Gesetz zur Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit) für jüdische Bürger, zwingt Schaja, sich mithilfe eines Passes am 5. Mai 1937 für staatenlos zu erklären.

Am 26. Juli 1937 beantragt Schaja ein Visum für eine sechsmonatige Englandreise mit Angabe des Reisegrundes: Der sich in Scheidung befindlichen Tochter in England (Ella) müsse beigestanden werden, die Mitgift sei überwiesen und er müsse Tochter und Mitgift sicher nach Deutschland zurückbringen.

Das Grundstück in Rostock, Kistenmacherstraße 4, wird im November 1938 verkauft. Die Differenz zum eigentlichen Wertpreis der Immobilie muss als Ausgleichsgabe zugunsten des Deutschen Reichs nach der Verordnung vom          3. Dezember 1938 („Entjudung des Hausgrundstücks Kistenmacherstraße 4“) an den Staat bezahlt werden.

Am 10. November 1938 wird Schaja Kösten verhaftet und in das Polizeigefängnis Rostock überführt. Vom 11. bis 17. November war er im Zuchthaus Alt-Strelitz interniert.

Schaja erleidet einen Herzinfarkt und stirbt am 24. Februar 1938, zwei Monate vor der für den 20. August 1939 geplanten Ausreise nach Buenos Aires, in Rostock, Schnickmannstraße 9, dem Wohnhaus des Vorstehers der Jüdischen Gemeinde Rostock, Arnold Bernhard.

Schaja wird auf dem jüdischen Friedhof am Saarplatz bestattet, wo man heute sein Grab noch besuchen kann.

Quellen:

  1. Familienarchiv der Enkelinnen Felisa Wolf und Liliana Findling,
  2. ancestry,
  3. „Juden in Mecklenburg“
  4. Übersetzung Interview Mia Findling.
  5. Biographie Anne Grundmann 2012,
  6. Stadtarchiv Rostock,
  7. Stadtarchiv Stralsund.