Vorname | Simon |
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Nachname | Lemke |
Geburtsname | |
Geburtsdatum | 29.05.1881 |
Geburtsort | Königsberg (Kaliningrad), Ostpreussen, heutiges Russland |
Wohnort(e) |
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Beruf | Lehrer, Kantor |
Geschäftsadresse | Langenstraße 69, Stralsund |
Familienstand | verheiratet |
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Verwandschaftsverhältnis | Witwer von Else Landes (1882-1924), Ehemann von Rina Hanau (1894-1986), Vater von Margot Strauss (1906-nach 2001), Gerda (geb. nach 1906), Hans-Wolfgang (geb. 1927) und Ernst Günther (geb. 1934) |
Deportation | keine, Flucht nach Palästina, Überlebender |
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Todesdatum | 1948 |
Sterbeort | Petach-Tikra, Israel |
Simon Lemke und Familie
Simon Lemke wurde am 29. Mai 1881 in Kaliningrad/ Königsberg, Russland, geboren. Er war als Nachfolger von Julius Räsener Kantor und Lehrer in der jüdischen Gemeinde Stralsund.
Simon Lemke kämpfte im Ersten Weltkrieg und war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau, Elsa Landes (1882-1924), hatte er zwei Töchter – Margot (1906-nach 2001) und Gerda (geb. nach 1906). Elsa verstarb früh an Krebs im Universitätsklinikum in Greifswald. Am 11. April 1926 heiratete Simon Rina Hanau aus Frankfurt/Main (1894-1986). Die beiden Söhne aus dieser Ehe – Hans Wolfgang (geb. 1927), später Naftali, und Ernst Günther (geb. 1934), später Efraim, kamen in Stralsund zur Welt.
Die Familie zog 1912 nach Stralsund und wohnte in der Werftstraße, gleich hinter dem Hafenbahnhof. Später zogen sie in den Tribseer Damm 53. Die Kinder besuchten so lange es ging die städtische Schule. Schon dort sah sich Margot mit antisemitischen Anfeindungen konfrontiert, wie sie in ihren Erinnerungen schreibt. Sie verließ im März 1926 Stralsund und wurde Krankenschwester in Frankfurt/Main, bevor sie Deutschland im Frühjahr 1936 ganz verließ und nach Palästina auswanderte. Dort arbeitete sie als OP-Schwester in einem Krankenhaus und konnte mit ihrem Gehalt ihre Familie – Vater, Stiefmutter, Stiefbrüder – nach deren Übersiedlung zeitweise ernähren. In Palästina lernte sie auch ihren Ehemann, einen ehemaligen Berliner Rechtsanwalt, kennen und heiratete im Jahr 1942.
Vor ihrer Ausreise mussten Simon und Rina Lemke in Stralsund miterleben, wie das Gotteshaus der Gemeinde in der Reichskristallnacht ausbrannte, ohne dass die Feuerwehr groß eingriff. Simon wurde noch am selben Tag verhaftet und mit anderen Stralsunder Juden in das KZ Sachsenhausen gebracht. Nach einiger Zeit kam er wieder frei.
Inzwischen hatte Margot für alle Visa besorgt und konnte die Familie nach Palästina holen. Am 6. Februar 1939 kamen sie dort an. Palästina wurde ihr neues Zuhause. Efraim und Naftali machten ihre Ausbildung in Israel, heirateten und leben heute noch dort.
Gerda absolvierte eine Lehre als Technische Assistentin in Greifswald und floh 1939 nach England. Dort verbrachte sie den Krieg und heiratete. Auch sie siedelte nach Kriegsende nach Palästina über.
Simon Lemke starb 1948 in Israel; Rina 1986.
Quellen:
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 435, Verzeichnis der Stralsunder Juden und Mischlinge
- Briefe Margot Strauß’ an Eberhard Schiel, geschrieben zwischen dem 01. März 2000 und dem 20. August 2001, enthalten in: Briefe ehemaliger Stralsunder Juden an Eberhard Schiel, private Sammlung
- Stadtarchiv Stralsund, Rep. 18, Nr. 432, Synagogengemeinde